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Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 | |
Land and People in East Turkistan : vol.1 |
SCHLUSSWORT
„benutzter Stoff : Gold, Silber, Eisen, Kupfer, Blei und sogar Stahl „werden als Tributlieferungen aufgeführt.
„Die neuen Funde zeigen also, daß die chinesische Kultur nicht „von Anbeginn an das ureigene Erzeugnis eines besonders begna-
„deten Volkes ist, sondern daß sie begonnen hat wie jede andere
„Kultur und hervorgegangen ist aus dem Zusammenwachsen mehre„rer einander durchdringender Elemente verschiedenartiger Völker." Wer aus der Kabine eines europäischen oder amerikanischen Dampfers, die mit westländischem Luxus ausgestattet ist, in China
das Land betritt, befindet sich plötzlich und unvermittelt einer Kultur gegenüber, die bis in das Kleinste einheitlich ist. Der Mann, der die Straße kehrt, seine Kleidung, seine Geräte, die Häuser, Paläste, Tempel, die Stadtmauer, sogar die Horizontlinie, alles ist wie aus einem Guß, es ist fremdartig, es ist chinesisch!
Ja, es ist erstaunlich, daß sogar Früchte und Tiere den Stempel der chinesischen Welt tragen. Die Mandarinenente, die seltsamen
schlitzäugigen Wachtelhündchen, die sonderbare kürbisartige Frucht
mit fünf Fingern, und viele Blumen tragen ebenfalls den Stempel des Landes. Vor einer solchen verblüffenden Reinheit des Stiles,
wie sie in keinem anderen Lande, außer etwa in Japan, in ähnlicher
Weise erhalten ist, verneigt sich der kunstliebende Europäer in Ehrfurcht. Sein Geist wird vollkommen befangen, und er glaubt
oft mit fast fanatischer Leidenschaft an die Ursprünglichkeit und das unbeeinflußte Wesen der Kultur, die ihn in diesem Maße entzückt.
Anders verhält es sich mit uns „Turfan"-Reisenden. Wir sind im Schweiße unseres Angesichts von den Vorbergen Afghanistans bis an die Grenze des eigentlichen Chinas geritten wo immer auf dieser ungeheueren Strecke wir eine Ruine entdecken konnten, haben wir den Spaten angesetzt und haben dort Kunstwerke, unwiderlegbare Dokumente, zutage gefördert, die uns den Gang der Geschehnisse vor Augen führen.
Im äußersten Westen Ostturkistans stehen noch Tempel im Gandhárastil. Der hellenistische Einfluß tritt klar zutage. Weiter
nach Osten werden die hellenistischen Formen etwas mehr und noch weiter östlich wieder etwas mehr abgewandelt, bis wir schließlich dieselben Formen, die wir als hellenistisch kennengelernt haben, in China, chinesisch abgewandelt, wiederfindenl.
1 Besonders klar tritt dieser allmähliche Wandel vom hellenistischen Original zur chinesischen Abwandlung an der Skulptur zutage. Die Statuen wurden nicht aus freier Hand gegossen, und wir finden sie daher noch im 9. Thdt. an der Grenze
11 v. Le Coq, Turfan II.
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