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0239 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 239 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000199
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FILZTEPPICHE AUS KUTSCHA

von den Knüpfteppichen ist hinreichend aus der besonderen Technik der Filzteppiche zu erklären ; denn diese erfordert eine flüssige, großzügige Zeichnung und vorwiegend gerundete Linienführung, sie zwingt auch zur Vermeidung von reich und fein durchgebildeten Motiven, in denen die Knüpftechnik unerreichbar ist. Die Ornamentik der letzteren ist gerade in ihren vollendetsten Formen für die Filztechnik unverwendbar.

Um Analogien und Ähnlichkeiten zu den Filzteppichmustern der Gegenwart zu finden, muß man aus dem Textilgebiet heraus und in der Kunstgeschichte weit zurückgehen. Die Cametten in den drei Mittelfeldern des Teppichs (Taf. 48 links), die Wellenranken an seinen Langseiten innerhalb der Rautenfelderumrahmung erinnern an romanische Ranken des Mittelalters und an die islamische Arabeske; die Hakenreihen an den Langseiten des Teppichs rechts unten erscheinen wie Ausläufer des antiken Wellenornamentes des „laufenden Hundes" ; die nach innen auf demselben Teppich sich anschließenden Streifen zeigen kymatienartige Blattreihen. Das Mittelfeld des dritten Teppichs rechts oben erinnert in der Verteilung der Spezialmotive lebhaft an ornamentale Deckenmalereien spätägyptischer Grabkammern (vgl. Owen Jones, Grammar of Ornament Taf. 10 Fig. 18 und 24), aber, da wir lediglich moderne Filzteppiche kennen, keinerlei Vorstufen der Entwicklung, so ist es nicht möglich, von der Spätantike zu den Mustern der Gegenwart eine Brücke zu schlagen. Die bekannte Tatsache antiker Kunsteinflüsse nach Zentralasien und Ostasien, die Gandhárakunst und die nachweisbare Abhängigkeit der chinesischen Seidenweberei von spätantiken Vorbildern im 7. Jahrhundert, würden dieser Brücke keine genügende Stütze bilden. Man kann also nur vermuten, daß die islamische Arabeske in der Vergangenheit der Filztechnik Vorderasiens und Zentralasiens Ornamentmotive geboten hat, die dann durch die besonderen Bedürfnisse dieses Verfahrens zu dem eigentümlichen Stil umgebildet wurden, der noch heute fortlebte.

1 Ich kann mir nicht versagen, hierzu meine Meinung zu äußern: daß nämlich islamische Dinge schwerlich hier in Betracht kommen, und wir es vielmehr .mit Überlebseln älterer Kunstübungen zu tun haben (A. v. L. C.).

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