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0020 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 20 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000199
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EINLEITUNG

Exzellenz Bode brachten die Hälfte der Gelder auf, die andere Hälfte gab S. M. der Kaiser. Die Ausreise wurde auf Ende März 1913 festgesetzt.

Ehe ich die Schilderung der Reise beginne, muß ich noch einige merkwürdige Anstalten erwähnen, die die Russen in Kaschghar trafen, um mit den Chinesen einen Streit hervorzurufen, der ihnen als Vorwand zur Annektierung des Landes gelten konnte.

Es wird berichtet : „Das Lan d war im September 1912 vollkommen ruhig, aber die Dinge würden sich ganz anders gestaltet haben ohne die Weisheit, den Mut und den Takt eines Mannes (Sir G. M.). Infolge der Unruhen hatten die Russen mehrere hundert Soldaten in das Land gezogen, und es gab eine Menge von Gelegenheiten zur Reibung zwischen ihnen und den Revolutionären. Die Truppen der Russen hatten ihre Quartiere außerhalb, die chinesischen Soldaten aber innerhalb der Stadttore, die bei Sonnenuntergang stets geschlossen werden. Aber es begab sich eine Angelegenheit, die leicht zu schweren Mißverständnissen hätte führen können.

Im fünften chinesischen Monat werden von den Chinesen immer große Freudenfeuer angezündet und man verbrennt die papierenen Opfergaben für die Toten auf feierliche Weise. Dies ist eine wichtige Zeremonie, die wie üblich, auf einem offenen Platz vor einem Tempel in dem Geschäftsteil der Stadt Kaschghar vollzogen wurde. Jemand, man weiß nicht, ob aus Freude am Unfug, oder aus wirklicher Furcht, rannte zu den russischen Baracken und gab an, das Besitztum eines russischen Untertanen sei durch die Flammen gefährdet. Sofort ritt eine Abteilung Soldaten in die Stadt, stieg ab und begann das Freudenfeuer zu zerstören, ohne sich an die amtierenden chinesischen Beamten zu kehren. Ein wenig Unruhe entstand natürlich, aber niemand wurde verletzt, nur die Pferde machten sich frei und galloppierten in plötzlichem Schrecken zum Lager zurück.

Inzwischen wurden zur vorgeschriebenen Zeit die Stadttore ge-

schlossen, während die russischen Soldaten noch in der Stadt waren. Die Rückkehr der reiterlosen Pferde verursachte in den

russischen Baracken eine Panik, die größer wurde, als man die

Stadttore geschlossen fand. Schnell entstand das Gerücht, daß die in der Stadt gebliebenen Russen soeben massakriert würden.

Die russische Hauptmacht eilte zum nächsten Tor und sprengte

es mit Pulver oder Dynamit. Sie fand aber alle ihre Befürchtungen vollkommen unbegründet. Keinerlei Entschuldigung wurde den

chinesischen Beamten dargeboten, denen man auch überließ, den angerichteten Schaden auf eigene Kosten auszubessern, und

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