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0025 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 25 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000199
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EINLEITUNG

zum Schaden kam auch noch Schimpf. Bis auf weiteres wurde eine russische Schildwache vor das Tor gestellt. Ohne die weisen und friedfertigen Ratschläge des Vertreters Großbritanniens hätten sich bier üble Folgen entwickeln können.

Als es den Russen nicht gelungen war, durch diese und ähnliche Herausforderungen die chinesischen Behörden zu einem Schritt zu veranlassen, der die Annektion des Landes hätte herbeiführen können, schritten sie zu einem sehr auffälligen Unternehmen, das in seiner unverhüllten Rücksichtslosigkeit seinesgleichen sucht.

In Kaschghar hatten sich, wie oben erwähnt, aus üblen Elementen revolutionäre Milizen gebildet, die überall durch Plünderung und Gewalttat Schrecken und Unordnung verbreiteten. Sie waren zu einer solchen Bedrohung der friedlichen Bevölkerung geworden, daß die wöchentlichen Märkte in Kaschghar, von denen die Ernährung der Bevölkerung abhängt, nur spärlich beschickt wurden. Der chinesische Befehlshaber (Yang ti-du) beschloß aber, diese Banden nach Kuldscha im Ili-Tal abzutransportieren; dort lagen disziplinierte chinesische Truppen in genügender Zahl, um den Übermut dieser Milizen zu bändigen. Der Abtransport sollte um Mitternacht erfolgen (ich glaube, chinesische Truppen wählen diese Zeit mit Vorliebe), um Zusammenstöße zu vermeiden. Eine große Anzahl von Karren war gemietet worden, um die Weiber und Kinder, sowie das Gepäck der Revolutionäre zu verladen, und alle bereiteten den Abmarsch vor, zur Freude der Bevölkerung, die bei dem Gedanken, diese Bedrücker endlich los zu werden, freier zu atmen begann. Aber bei Eintreten der Dunkelheit verlautete, daß die russischen Truppen das Konsulat verlassen und verstohlen sich um die Stadt herumschleichend, den Weg nach Osten eingeschlagen hätten. Diese Bewegungen wurden zwar sehr heimlich ausgeführt, aber die Russen wurden doch gesehen und zeigten sehr üble Laune, als sie sich beobachtet sahen.

Auf die Frage, was denn ihr Vorhaben sei, erfolgte die Antwort, sie wollten auf dem Wege nach Maralbaschi Übungen machen! Nächtliche Übungen waren noch nie von diesen Truppen bei Kaschghar vorgenommen worden und da auch die chinesischenMilizen — etwa 5000 Mann stark — denselben Weg entlang ziehen mußten, war der wirkliche Zweck der Truppenbewegung unschwer zu erraten.

Die Chinesen wurden gewarnt und marschierten nicht um Mitternacht, sondern erst um 8 Uhr morgens. Es fand keinerlei Zusammenstoß statt."

Diese Schilderungen entnehme ich der Schrift einer englischen Dame, Miss E. G. Kemp, die damals in Kaschghar weilte. Der

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