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0039 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
東トルキスタンの土地と人々 : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / 39 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000199
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DIE REISE NACH KASCHGHAR

Am folgenden Tage, dem elften Reittag, verließen wir das Lager um % 8 Uhr morgens. Der Weg steigt ab, wir mußten mehrere stark angeschwollene Ströme passieren, was jedesmal mit ziemlicher Gefahr verknüpft war.

Als wir um eine Ecke des Bergpfades bogen, fanden wir uns zu unserem Erstaunen plötzlich inmitten einer Truppe russischer Sol-

daten! Es waren etwa 130 Mann; sie waren ermattet und hungrig: ihr Proviant und ihre Mäntel waren auf Pferden verladen worden, waren aber falsch gegangen und jedenfalls nicht zur Stelle.

Einer dieser armen Teufel, ein kleiner schwacher rothaariger Jude, redete mich auf Deutsch an und bat um Gotteswillen um

etwas zu essen. Auch Herr Bartus wurde auf Deutsch angeredet; die Abteilung bestand meist aus Deutschen und Polen aus der Umgegend von Lodz und Petrikau. Wir luden alle, die kommen wollten, zum Abendessen ein.

Um 3 Uhr kamen wir in der chinesischen Grenzfestung UlughDschat an. Der Amban, ein Tungan, oder chinesisch redender Muhammedaner, machte uns freundlicherweise sofort seine Aufwartung, eine Höflichkeit, die wir uns zu erwidern beeilten.

Wir beide, Bartas und ich, waren froh, endlich wieder auf chinesischem Boden zu sein; die Widerwärtigkeiten unseres Aufenthalts unter der russischen Herrschaft waren zu abstoßend gewesen.

Am Abend kamen einige zwanzig Mann aus der erwähnten Truppenabteilung, meist Deutsche, einige finsterblickende Polen,

und unser jüdischer Bekannter. Bartus hatte beide Kirgisen-

kessel mit Erbssuppe füllen lassen, dazu wurde Brot und Tee ge-
geben, und am lodernden Feuer entfaltete sich eine rege Unter-

haltung. Die Leute gaben an, daß sie geschickt worden seien, um

Ostturkistan zu erobern ; von den Chinesen hatten sie eine sehr geringe Meinung, die ihnen von ihrem Vorgesetzten beigebracht worden war. Als ich den ausgefrorenen und verhungerten Menschen aus meinen Privatbeständen einige Zigaretten schenkte, kannte ihre

Dankbarkeit keine Grenzen ; selbst die Polen, die man wohl gelehrt hatte, uns als schlimme Feinde zu betrachten, zeigten staunende Erkenntlichkeit. Ich riet den Leuten, die Nacht über in der kleinen chinesischen Festung zu bleiben.

Nach einer leidlich gut verbrachten Nacht machten wir uns am Morgen des zwölften Reittages um 6 Uhr auf den Weg. Der Kyzil-Su

war ein breiter reißender Strom geworden. Die russischen Infanteristen waren in einer übeln Lage, — zu Fuß konnte man die wirbelnden Gewässer nicht passieren und so mußten sie, immer zu zweit, auf Kamelen durch den Strom gebracht werden. Ein junger,

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