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0046 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 46 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000199
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AUFENTHALT IN KASCHGHAR

deren Unwissenheit uns öfter ein mitleidiges Lächeln entlockte. Mit einem der schwedischen Missionare, Herrn Törnquist, der gut chinesisch sprach, besuchten wir auch den aus dem Ili-Tale nach Kaschghar versetzten Ti-tai (Taf. 3) in seinem Yamen in der „neuen Stadt". Es war ein großer dumpfiger Bau, dessen Zugang von Kanonen und Infanterieposten bewacht wurde. Unter den Soldaten sah man Gesichter von erschreckender Wildheit.

Der Titaii mit seinen Offizieren empfing uns in sehr ungezwungener Weise; es wurden sofort alle erdenklichen Getränke herbeigebracht, französischer und russischer Sekt, ebensolche Kognaks, Wodka und andere russische Branntweine, chinesischer Samschu — ein widerliches Getränk! — ja sogar schottischer Wiskey mit geeistem Sodawasser. Man sprach diesen starken Getränken, zur großen Unfreude des Missionärs, in mehr als verwegener Weise zu, und ich bin Herrn Törnquist noch heute dankbar für die Gewandtheit, mit der er uns aus dieser unerfreulichen Kneiperei herausführte. Obwohl er stets die Würde des geistlichen Herren wahrte, schien er doch bei den Chinesen in der „neuen Stadt" außerordentlich beliebt zu sein.

Nachdem alle offiziellen Besuche erledigt waren, machte sich Macartney an die schwierige Aufgabe, vom Gouverneur von Kaschghar Pässe zu erlangen für Bartus und mich, sowie die Erlaubnis, im Lande archäologische Grabungen auszuführen. Der Beamte wollte zunächst durchaus nicht darauf eingehen, aber nach der zweiten, vielstündigen Konferenz mit ihm, brachte mir Sir George nicht nur die Pässe und die Erlaubnis zum Graben, sondern sogar eine Empfehlung an den Amtsbruder des Gouverneurs in Aksu; ich hatte diesen Herrn 1906 in Yarkänd getroffen.

Allerdings war die Erlaubnis nur gültig für gewisse Distrikte am Nordrande der großen Wüste; da aber Arbeiten am Südrande am besten im Winter ausgeführt werden, hätten wir dort doch noch nicht arbeiten können. Wir verschoben daher die Ausführung unseres ursprünglichen Planes auf die Winterzeit.

Dieser Erfolg Macartney's befreite mich von großer Sorge. Die Pässe und die Erlaubnis waren zwar nicht von der Regierung

1 Dieser Militärbeamte hatte eine bedeutende Rolle bei der Verjagung der Mandschu aus dem Ili-Tale gespielt. Er besaß eine große Energie, aber auch eine große Rücksichtslosigkeit und Selbstsucht, die ihn zu blutigen Taten veranlaßte.

Während meines Aufenthalts in Kutscha ließ er einen seiner eigenen Majore ermorden, weil er ihm angeblich nach dem Leben getrachtet habe, und dieseMordtat hätte beinahe zu neuen und schweren Unruhen geführt.

Sein Name war Yang Dsan-su, seinen Titel Ti-tai schrieb er auf dem mir verehrten Bilde : ti-du.

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