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Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 | |
Land and People in East Turkistan : vol.1 |
AUFENTHALT IN KASCHGHAR
und Stickerei, getriebene und ziselierte Tee- und Kochgeschirre aus verzinntem Kupfer oder Messing u. dgl. — die wir im Jahre 1906 noch vorfanden — selten geworden oder vielmehr ganz durch europäische Schundware verdrängt worden waren.
Auch die Münzen waren häßlicher geworden und wurden nunmehr nach chinesischen Mustern geprägt. Zur Zeit unserer zweiten
und dritten Reise gab es Münzstätten in Kaschghar, Aksu und
Urumtschi. Die beiden ersteren Städte prägten sehr schöne Münzen mit Aufschriften in chinesischen und perso-arabischen
Charakteren; die Prägungen von Urumtschi tragen dagegen nur
die chinesische Aufschrift in guter Ausführung; der türkische Text, wahrscheinlich von chinesischen Stempelschneidern hergestellt,
zeigt die schönen arabischen Lettern in kläglicher Entstellung.
Die Münzstätten in Aksu und Urumtschi sind in der Revolution wohl geplündert und zerstört worden, denn seitdem wird nur
noch in Kaschghar, und zwar, wie mir gesagt wurde, aus russischem Silber, geprägt. Die Schönheit der älteren Münzen wird von den neuen durchaus nicht erreicht, diese ähneln eher den häßlichen Prägungen der Münze von Urumtschi. Im allgemeinen schien mir der Kulturzustand des Landes keine Fortschritte gemacht zu haben, ganz im Gegenteil.
Bei unserem früheren Aufenthalt im Lande war uns die Billigkeit aller Lebensmittel, und des Lebens überhaupt, angenehm aufgefallen. Das war nun vorüber, alles war doppelt oder sogar dreimal so teuer wie im Jahre 1906.
Die Bevölkerungszahl der Kaschghar-Oase hatte sich zudem außerordentlich gehoben, so daß das zwar ungemein reiche, aber
doch nicht in genügender Ausdehnung vorhandene Ackerland dieser Oase den gewaltigen Bevölkerungsüberschuß nicht mehr zu ernähren vermochte.
Man half sich durch Auswanderung und diese richtete sich in der Hauptsache nach Russisch-Turkistan, wohin 1913 nicht weniger als 40 000 kräftige Leute etwa nach Art der polnischen Saisonarbeiter bei uns, abgewandert sein sollen.
Dem Lande nützlich ist dagegen die in das Innere gerichtete Abwanderung. Die landlosen Bauernsöhne begeben sich an unbe-
wohnte Gegenden in der Nähe eines Stromes, wo gutes Land
noch auf Bewässerung wartet und legen dort neue Berieselungskanäle an, die ihnen reiche Ernten bringen. Unter welchen Be-
dingungen die Chinesen diesen Bauern Land überlassen, habe ich leider zu erfragen vergessen. Sie müssen aber günstig sein, denn in der Kutscha-Oase sind seit 1906 mehrere Kolonien K.aschgharer
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