National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0059 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 59 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000199
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

DIE REISE NACH KUTSCHA

haßt. Man jagt es mit dem Jagdadler, mit der Luntenflinte, mit (russischen) Schlageisen und schließlich zu Pferde mit Messern, Flinten und Lanzen.

Ich bin ziemlich sicher, daß die Leutchen die Unwahrheit sagten, als sie mir listig blinzelnd mitteilten : „Ja — das Fleisch ? ! Das vergraben wir natürlich!" Die Frage ist nur — wo ?

Einen köstlichen Ruhetag brachten wir bei Ayúb Miráp zu.

Dann ging es am 7. Juni weiter. Bartus und ich genossen die langen nächtlichen Ritte. Es war auch des Nachts sehr warm, wenn man aber durch eine Kulturzone ritt, wo dichte Gehölze von Fruchtbäumen, von Pappeln und Weiden, oder von Eleagnusbäumen einen Graben oder einen Teich umgaben, so fühlten wir, wenn der Wind aus dieser Richtung kam, eine plötzliche feuchte Kühle, die nichts weniger als angenehm war, uns vielmehr erschauern machte. Der Eleagnus stand gerade in Blüte, und der süße, schwere, fast betäubende Duft seiner in Dolden stehenden gelben Sternblümchen begleitete oft den kalten, unheimlichen Lufthauch.

Wir näherten uns dem Flecken Tumschuk. Nachdem wir die kleine Oase von Tschär Bágh durchmessen hatten, traten wir in ein ausgedehntes, flaches Gelände ein, das von niederem Tamariskendschungel bestanden war. In dieser Ebene erheben sich, ganz plötzlich, zahlreiche, oft seltsam geformte Felsklippen. Ungefähr halbwegs zwischen Tschár-Bágh und Tumschuk liegt eine solche Klippe, die auf ihrem Gipfel ein kleines islamitisches Heiligtum trägt; es heißt Ochur Mazáril oder „Stall-Heiligtum". Die Legende besagt, daß der große Kriegerheilige des Islam, Ali, der Schwiegersohn Muhammeds, auf einem Zug durch Turkistan bier sein berühmtes Reittier Duldul eingestellt habe. Eine Reihe von großen Hufspuren sollen noch heute zum Gipfel hinaufführen. Die Legende 'ist natürlich unsinnig; vermutlich war hier früher ein buddhistisches Heiligtum, die Spuren wurden damals von den Mönchen als vom Buddha oder einem buddhistischen Heiligen herrührend ausgegeben.

Am B. Juni erreichten wir Tumschuk und stiegen im chinesischen „dän" oder Rasthaus ab. Es ist merkwürdig, daß in diesem trockenen Lande das Innere der aus Luftziegeln errichteten Häuser oft so feucht ist : in den Zimmern dieses „dän" fanden wir, daß die Lehm-„Sofas" (die Chinesen nennen diese Plattformen „Kang") oftmals mit mehreren daraus hervorwachsenden Halmen des gewöhnlichen Rohres (nach Scully arundo madagascariensis) geschmückt waren!

1 Óchur, für pers. achur, Stall.

.39