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0080 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 80 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000199
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DIE REISE NACH KUTSCHA

Stew aus mit Zwiebeln, langem Pfeffer, Möhren und Capsicum gesottenem Hammelfleisch. Eine Art Makkaroni wurde ebenfalls aufgetragen sowie die „mantu" genannten kleinen Pastetchen. Sie bestehen aus Hackefleisch, das mit Zwiebeln, Knoblauch, Pfeffer und Capsicum vermischt, in dünne Stückchen Weizenmehlteig eingewickelt und dann in über einem Wasserbehälter aufgestellten Sieben in Heißwasserdampf gar gekocht wird. In Russisch-Turkistan heißen sie Pelmene. Bartus aber nannte sie „Kröppkens" und liebte sie sehr — mir waren sie zu fett. Als süße Speise gab es tschäl-tschob, d. h. mit einem Quirl hergestellten Fruchtschaum. Eigentlich heißt der Quirl so, nach ihm aber auch das Gericht.

Ein enormer palao, in Hammelfett mit Hühner- oder Hammelfleisch, geschnittenen Möhren, Rosinen und Quittenscheiben gedämpfter Reis durfte natürlich nicht fehlen. Ich sah den guten Leutchen staunend zu; was da von einer jeden einzelnen Person geleistet wurde, war aller Achtung wert.

Auch die Würdenträger der Kirche waren eingeladen. Ich habe besondere Anstrengungen gemacht, mich ihres Wohlwollens zu versichern. Jedenfalls waren alle Teilnermer bemüht, ihrerseits mir Ehre zu erweisen.

Am nächsten Tage war ein Gartenfest bei dem Tong-nung. Er hatte das Palais des verstorbenen Ghanizád Chodscham, eines Prinzen aus der abgesetzten Fürstenfamilie von Kutscha, irgendwie an sich gebracht, und wir hatten ein großes chinesisches Diner im Garten.

Ein solcher Garten dient nicht zum Lustwandeln, denn das kennt man in diesem Lande überhaupt nicht. Auf der Straße reitet der Türke, der chinesische Militärbeamte reitet oder fährt, der Zivilbeamte fährt nur. Im Garten kann man allenfalls reiten, aber nicht gehen oder fahren, denn er ist ganz durchzogen von Irrigationskanälen. In der Mitte liegt ein viereckiger künstlicher Teich und gewöhnlich vor ihm ein kleines offenes Lusthaus oder großer Pavillon, mit großen, schön gemusterten Gitterfenstern. Die Innenwände und die Decke sind bei reichen Leuten so schön bemalt, als es die Künstler vermögen. Hier in Kutscha waren sie aber weniger geschmackvoll ausgestattet und bemalt als in Yärkänd, besonders aber in Chotän, welches zu unserer Zeit (1906) die kunstfertigste Stadt des Landes war. Ein Weg mit Stegen über die Gräben führt zu diesem Lusthaus.

War ich am Tag vorher mit Muhammedanern zusammengewesen, so speiste ich heute mit Ungläubigen. Es hieß scharf aufpassen,

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