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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0110 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
東トルキスタンの土地と人々 : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / 110 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000199
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AUFENTHALT IN KUTSCHA

Der Tong-nung beruhigte seine Anhänger schnell, und in kurzer Zeit herrschte wieder Ruhe.

Später wurde das Verhältnis der Andidschantürken zu den Revolutionären getrübt, und ein grämlicher alter Kavallerieoffizier aus Hu-pe, namens Schiä Darin, erging sich in Todesdrohungen gegen Isa Chan und uns. Wir haben aber im November, kurz vor unserer Abreise, diesen Mann eingeladen: der „Sam-pin-djo" (Champagner) schmeckte dem alten Herrn vortrefflich, und wir sind schließlich ganz freundschaftlich auseinandergegangen.

Der Ritt nach Kutscha war mir schlecht bekommen — es war immerhin wieder eine verlorene Nacht — und ich mußte mich legen, um den verpaßten Schlaf wieder einzuholen.

Es war der Fastenmonat (Ramazan) der Muhammedaner, und als ich spät nachmittags erwachte, hörte ich unter meinen Fenstern eine sonore Stimme den Koran rezitieren. Als ich herabschaute, sah ich die vornehmsten der Andidschaner, alle in ihren besten Kleidern, in Reihe und Glied stehen, während ein würdiger Herr — der Bruder des Aksakal, der ein Kári oder berufsmäßiger Koranleser war — ihnen den Koran rezitierte.

Es klang mir — ein Araber hätte sich wegen der schlechten Aussprache des Arabischen heftig erzürnt — fabelhaft majestätisch und eindrucksvoll. Einige der Koranabschnitte waren mir bekannt, andere fanden sich, mit Übersetzung, in meiner arabischen Grammatik. Nach Sonnenuntergang hört bei den Muhammedanern das Fasten auf, und während der Nacht darf man essen, trinken und rauchen. Ich wurde eingeladen, am, übrigens sehr festlichen, Abendmahl teilzunehmen und wurde wie ein Fürst geehrt. Man hatte bemerkt, daß ich, auf mein Fensterbrett gelagert, den Rezitationen mit Teilnahme gefolgt war, und als die Leute erfuhren, daß ich sogar manche der vorgetragenen Abschnitte verstehen könne, wurde ich mit einem Male ein doppelt angesehener Mann.

Das größte Interesse war dem ersten Kapitel des Korans gewidmet. Ich mußte den Leuten den Inhalt ins Türkische übersetzen. Es war mir eine Überraschung, zu sehen, daß diese Muhammedaner, obwohl sie diese Worte täglich hersagten, auch nicht die geringste Ahnung von ihrer Bedeutung hatten. Noch mehr aber staunte ich, als, wie aus einem Munde, die drei Klügsten ausriefen: „baschka yok mu ?" „Weiter (steht) nichts (drin) ?"

1 Wenn der Fastenmonat in die Sommerzeit fällt, ist das Verbot des Trinkens — der Genuß von Tee, selbst von Wasser ist durchaus untersagt! — eine unerhörte Belastung. Kein Wunder daß in diesen unbarmherzig heißen Gegenden die Gläubigen tagsüber verdrießlich und unzugänglich sind. "

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