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0115 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 115 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000199
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AUFENTHALT IN KUTSCHA

mehrere Kilometer breit und auf beiden Seiten von steilen Uferklippen eingesäumt. Der Strom lief mit unerhörter Gewalt unter den Klippen des Ostufers, hatten sich aber in mehrere seichtere Arme geteilt, die in raschem Lauf das ungeheuere Schotterfeld durcheilten.

Ich konnte kaum einen Ausruf der Freude unterdrücken, als ich die Ruinen erblickte! Auf beiden Ufern des Flusses waren die Reste von ungeheuren Tempelbauten mit Befestigungen von großer Ausdehnung und Mächtigkeit — ich glaubte schon ein zweites Chotscho entdeckt zu haben und trieb mein Pferd an, um schnell zu dem neuen Flecken zu kommen, wo wir Quartier nehmen wollten.

Weitere 4 km Wegs brachten uns zu diesem kleinen Ort, wo ich sehr ermattet anlangte. Ich mietete ein winziges Häuschen mit einem einzigen Zimmer von einem alten Bauern, dessen Frau, eine freundliche Matrone, durch mein schlechtes Aussehen gerührt, sofort ihren Sohn zum Taubenschlag schickte und mir ein bekömmliches und geradezu lukullisches Mahl aus den Brüsten von jungen Tauben herrichtete. Der Wagen mit dem Bett, Werkzeug, Schreibmaterial usw. kam später. Maksúd richtete mir meine kleine Lehmhöhle so behaglich her, daß ich sein Geschick bewunderte.

Nach kurzer Rast machte ich mich auf, die Ruinen zu untersuchen. Die geographische Lage ließ leicht erkennen, daß die beiden Städte von sehr großer strategischer Wichtigkeit gewesen sein müssen, denn hier tritt der Kutscha-Fluß aus dem Gebirge, und an seinen Ufern windet sich ein relativ bequemer Weg, auf dem man, nach Angabe der Einwohner, das Yulduztal leicht erreichen kann.

Es ist daher leicht verständlich, daß diese Pforte im Gebirge stark befestigt war, um dem Einbruch der Nomaden des Nordens einen Riegel vorzuschieben.

Besonders interessant war die Stadt auf dem Ostufer (Taf. 18). Es war nicht möglich, sie von Längär aus zu besuchenl, und ich begnügte mich einstweilen mit photographischen Aufnahmen. Im Süden der Stadt erhob sich ein großer Stupa mit halbkugeligem Dom (Taf. 17), mit ausgedehnten. Umfassungsmauern. Überall an diesen Mauern standen noch Sockel aus Stuck, von denen einige

1 Später habe ich diesen Ort besucht und einige Grabungen gemacht, aber mit demselben schlechten Erfolg, aus denselben Gründen, wie auf der Stadt des Westufers. Aber man konnte feststellen, daß die Ruinen einer frühen Zeit angehören müssen, und daß die Tempel mit den kostbareren Stuck-Statuen, nicht mit den später üblichen Lehmfiguren, verziert gewesen sind.

6 y. Le Cog, Turfan II.

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