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0118 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 118 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000199
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AUFENTHALT IN KUTSCHA

Aber Bartus wollte auch nicht fort, und so blieben wir, nicht ohne alle Besorgnisse, aber doch mit gutem Vertrauen auf unser Glück.

Und — alles wandte sich zum Guten. Der Grund der Beunruhigung war folgender. Der energische und gescheite Ti-du in Kaschghar, Yang Dsan-su (Taf. 3) hatte eine Abneigung gegen einen seiner Majore gefaßt, der an Energie und Ehrgeiz ihm ähnelte. Er hatte diesen Mann, auf den Verdacht hin, daß er ihm nach dem Leben trachte, hinterlistig ermorden lassen, und die Anhänger des Ermordeten suchten nun diesen Tod zu rächen. Die Offiziere nahmen Partei, und es drohten neue Verwicklungen auszubrechen. Aber es gelang, Yang zu einer Genugtuung gegenüber den Hinterlassenen zu bewegen — er verließ Kaschghar und ging nach Ili zurück, und ich glaube, seine politische Laufbahn endete mit dieser blutigen Tat.

Heute (14. August) hatten wir ein schweres Gewitter nach einem Hagelsturm, es wurde eisig kalt, und ich mußte in meiner Hütte Zuflucht suchen, wo ein kleiner Kamin wohltuende Wärme spendete. Meine freundliche Wirtin, in geradezu mütterlicher Besorgnis, bereitete mir ein anderes Taubengericht, und unter der Pflege dieser guten Leute kam ich langsam wieder zu Kräften.

Im Norden von Längär liegt ein schon seit sehr langer Zeit bearbeiteter Schacht, dem Kupfererze entnommen werden. Der Vorsteher der Mine war ein Mann aus dem Fürsten-Geschlecht von Kutscha, namens Tömür Chodscham. Als er erfuhr, daß ich in Längär sei, kam er in den kleinen Flecken, um mir seine Aufwartung zu machen und mir seine Unterstützung anzubieten, im Falle ich Arbeiter, Transport, Lebensmittel u. dgl. nötig haben sollte.

Ich fand, daß die erfolgreichen Kuren, die ich im Jahre 1906 an Malaria- und Rheuma-Kranken vollzogen hatte, mir in der ganzen Oase den Ruf eines wohltätigen Mannes verliehen hatten. Rührend fand ich, daß jetzt, als ich selbst noch recht leidend war, die Kranken sich zurückhielten und mich wenig störten. Nur einige Unheilbare kamen in ihrer Verzweiflung — ich mußte sie mit unschuldigen Medizinen und frommen Sprüchen, einigermaßen getröstet, entlassen.

Ehe ich nach Kutscha aufbrach, kam eine Abordnung von jungen Leuten — manche die bei mir gearbeitet hatten — an meine Tür. Sie warteten geduldig geraume Zeit, bis ich merkte, daß sie etwas von mir wünschten, und als ich sie nach ihrem Begehren fragte, kam unter viel verlegenem Stottern die Antwort, daß sie glücklich sein würden, wenn der fremde Herr ihnen eine kleine Beihilfe spenden wollte zur nahenden Feier des „kleinen Festes", das

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