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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0124 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
東トルキスタンの土地と人々 : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / 124 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000199
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AUFENTHALT IN KUTSCHA

Da die Frauen nur sehr selten lesen und schreiben können, bedienen sie sich zu ihren Liebesbotschaften eines auch in Indien wohlbekannten, den Brief ersetzenden Mittels.

Ich hatte bei meiner Ankunft in Kaschghar dem König von Luk-tschun telegraphiert, er möge mir meinen alten Diener Mämäsit Miráp nach Kutscha senden. Der wollte aber nicht, er sei zu alt sagte erl, und schickte daher seinen Sohn Üsüp 2, der 1.904-6 gute Dienste geleistet hatte.

Üsüp (ar. „Yúsuf") kam; er war ein gut aussehender, gescheiter Jüngling von etwa 24 Jahren, der sich schnell das Herz einer sehr hübschen Frau, der Tochter eines reichen Bauern in Kirisch, gewann.

Eines Tages erhielt er einen „Liebesbrief" von dieser Frau. Er zeigte mir diese seltsame Epistel3. Es war ein kleines Säckchen aus gemustertem Baumwollstoff, in dem sich folgende Gegenstände befanden, die ich hier, mit ihrer Erklärung aufführe:

  1. Ein Stückchen Ziegeltee = cai icalmaimän (Tee kann ich nicht trinken),

  2. ein Strohhalm = saryardim (ich bin bleich geworden [aus Liebe zu dir]);

  3. eine rote Jujubenfrucht = qizardim (ich bin errötet [als ich an dich dachte]) ;

  4. eine getrocknete Aprikose = öruq boldum (ich bin mager [trocken] geworden, wie diese Frucht) ;

  5. ein Stück Holzkohle = köyüp kül boldum ([von Liebesflammen] brennend, bin ich (ist mein Herz) Kohle geworden),

  6. eine getrocknete Blume = sän cirailiq (du bist schön);

  7. ein Stück Zuckerkandis = sän tatliy (du bist süß); B. ein kleiner Kiesel = säning bayring qatiymu (ist dein Herz [wörtlich Leber] hart (wie Stein)? ;

  8.  eine Feder vom Falken = ganát bolsa ucimän (hätte ich Flügel ich flöge [zu dir] !);

  9. ein Stück Walnußkern = sanga bärimän (ich [er]gebe (mich) dir).

1 Der Mirab kann nicht älter als höchstens 50 Jahre gewesen sein. Ich war 53 Jahre alt, Bartus 56 oder 57, und wir konnten uns solche Reisen noch zumuten. Aber diese Türken, so fabelhaft widerstandsfähig sie auch gegen Verletzungen u. dgl. sind, altern früh, und ich habe sehr wenige weißhaarige Männer gesehen. Die Frauen scheinen bedeutend älter zu werden.

2 Vgl. die Photographie der Expedition auf Taf. 3. Üsüp steht unmittelbar hinter mir.

3 Aus meinem vergriffenen Buch „Volkskundliches aus Ost-Turkistan", D. Reimer, Berlin 1916.

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