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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0128 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
東トルキスタンの土地と人々 : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / 128 ページ(カラー画像)

キャプション

[Figure] Abb. 15. チョール(Tschōr)。トルファン式二重の粘土の笛。子供の遊具(実物大)。Tschōr. Doppelte Tonpfeife aus Turfan. Spielzeug (nat. Größe).
[Figure] Abb. 16. 笛、クチャ、1/2 の大きさ。Pfeife, Kutscha 1/2 Größe.
[Figure] Abb. 17. 笛、クチャ、1/2 の大きさ。Pfeife, Kutscha 1/2 Größe.

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doi: 10.20676/00000199
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AUFENTHALT IN KUTSCHA

Schon in Turfan war mir aufgefallen, daß alle Kinder sich mit Vorliebe aus dem steifen Ton der Oase kleine Musikinstrumente im Pyramidenform anfertigten, von denen einige eine Pfeife, andere zwei Pfeifchen enthalten. Sie heißen dort „tschőr" und sind, wie die Anmerkung verrätl, wieder ein Beispiel für die zahlreichen Anleihen, die China bei der westlichen Kultur gemacht hat.

In der Oase von Kutscha kommen diese Pfeifchen auch vor, weit häufiger aber zwei seltsame Pfeifenformen, die wir hier beschreiben.

Die eine dieser Pfeifen (iskitma) ist ein Tongefäß in Gestalt eines Eis mit abgeschlagener Spitze auf einem runden Fuß.

Abb. 16.

Pfeife, Kutscha 1/2 Größe.

Abb. 17.

Pfeife, Kutscha 1/2 Größe.

Abb. 15. Tschőr. Doppelte Tonpfeife aus Turfan. Spielzeug (nat. Größe).

1 Cőr genannte Pfeifen kommen ebenfalls als Kinderspielzeug auch in Ostturkistan vor. Kleine fünfseitige Pyramiden aus Ton mit einem FlageolettmundStück : ein kleiner, flacher Kanal führt von der Spitze schräg abwärts gegen die eine Seitenwand, die durch eine rechteckige Öffnung durchbrochen ist. Zwei Fingerlöcher durchbohren die der Mundöffnung gegenüberliegenden Pyramidenseiten. Diese unscheinbaren Instrumente sind kulturhistorisch sehr beachtenswert. Schon die Depravation zum Kinderspielzeug läßt auf hohes Alter schließen. Nun ist augenscheinlich das Cőr nichts anderes als das chinesische Hsüan (oder Hiuen), das die chinesische Tradition selbst zu den ältesten und ehrwürdigsten Tonwerkzeugen rechnet. Das Hsüan war ein kegel- oder eiförmiges Pfeifchen aus rotgelbem gebrannten Ton mit einem Blasloch an der abgekappten Spitze und fünf, später sechs Fingerlöchern. Es ist heute sehr selten geworden und scheint nur im Confuciusdienst verwendet zu werden. Es ist ferner schon wiederholt auf die Ähnlichkeit des Hsüan mit einem in Babylon ausgegrabenen Tonpfeifchen assyrischen Ursprungs aufmerksam gemacht worden, das aber ein Flageolettmundstück und nur zwei Fingerlöcher hat, also vollkommen dem Cőr entspricht. Die zentralasiatischen Pfeifchen müssen demnach als Vorläufer des Hsüan in seinen beiden Formen und dieses— im Gegensatz zu bisheriger Auffassung— nicht als urtümlich chinesisches, sondern in vorhistorischer Zeit aus dem Westen importiertes Instrument gelten. (v. Hornbostel in Karutz, Unter Kirgisen und Turkmenen, Leipzig 1911).

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