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0146 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 146 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000199
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AUFENTHALT IN KUTSCH"

Bestrafter Geizl.

In Yarkänd lebte ein Schriftgelehrter, der durch seinen Geiz verrufen war. Vor der Stadt hatte er ein Melonenfeld, und als die Melonen reiften, ging er hinaus, setzte sich an den Weg und verkaufte die Melonen an die Leute die vorübergingen. Eines Morgens kam ein würdiger Greis vorbei, ein Bettler, der ihn in Gottes Namen um eine Melone anflehte. Der Mullah aber sagte: „Gott wird geben" (ich nämlich nicht). Dreimal wiederholte der greise Bettler seine Bitte, dreimal antwortete der Mullah: „Gott wird geben". Der Greis entfernte sich mit den Worten : „Dreimal habe ich dich in Gottes Namen gebeten, dreimal hast du mich abgewiesen. Wer von diesen Melonen ißt, wird in seinen Mund ein unanständiges Geräusch bekommen." Der Mullah schenkte seinen Worten keine Beachtung und aß eine Melone.

Dann aber fiel ihm ein, daß dieser Greis am Ende ein Heiliger, vielleicht Chidher, gewesen sei. Er nahm also eine schöne Melone und eilte dem Bettler nach, fand ihn aber nicht mehr.

Mittlerweile war es spät geworden und seine Frau, die ihm sein Mittagbrot bringen sollte, war nicht gekommen. Das ärgerte den Mullah, und als die Frau schließlich kam, begann er sie auszuschelten. „Was, ptt, ptt, fällt dir ein, ptt, du dumme Person, ptt, warum ptt, kommst du so spät, ptt ?" Die Frau sagte: „Im Namen Gottes, was ist mit deinem Mund passiert" ? und biß in ein Stück Melone. Er schimpfte weiter : „Ptt, du bist eine nichtswürdige Person, ptt." Da wurde sie ärgerlich und sagte: „Ptt, was ptt, ptt, fällt dir ein ? ptt ! mich so, ptt ! zu schelten!" Sie merkte aber, daß auch ihrem Mund ein Unglück zugestoßen sei und lief zur Stadt, um einen Geistlichen zu holen, der mit Koransprüchen ihnen das Übel vertreiben sollte. Der Geistliche kam, wunderte sich über die Sprache dieser Leute, bestand aber, ohne auf Erklärungen zu hören, darauf, eine Melone zu essen. Als er gesättigt war, begann er den Koran zu rezitieren : „Bismilläh ptt ! ptt ! hirrahmä ptt ! ptt nirrahim ptt ! ptt ! ptt ! äl ptt I hamdu ptt ! ptt ! lillähi ptt ! ptt ! ptt !"2 da entsetzte er sich, und voller Zorn über die Geräusche, die seinem Munde entflohen, lief er, ptt, ptt 1 ptt, ptt! schimpfend, ptt, ptt ! von dannen.

Jene sammelten die Melonenschalen, die Samen und andere Reste der Früchte, nahmen sie nach Hause und gaben sie den Hunden, den Kühen und den Hühnern. Gleich darauf fing der Hahn an zu krähen „Kickeriki ! ptt ! kickeri-ptt-ki I ptt!", die Kuh sagte

1 Nach G. Raquette, Eastern Turkestan Dialect.

2 Etwa : Im Namen des barmherzigen Gottes, des Erbarmens ! Lob sei Gott usw.

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