National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0160 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 160 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000199
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

GRABUNGEN IN SIM-SIM

Hinter diesen schwebenden Heiligen fliegt ein (doppelhäuptiger ?) Garuda mit einer Schlange in den Fängen, und hinter diesem Vogel wieder erscheint, sehr zerstört, der Mondgott auf seinem Wagen. Daß es der Mondgott ist, ergibt sich aus der seinen hellfarbigen Nimbus einfassenden Mondsichel, wie sie auf manichäischen Gemälden und Miniaturen vorkommt.

Zwischen diesen Figuren wird der Hintergrund belebt durch Konstellationen und äußerst keck gemalt fliegende Enten.

Von den dargestellten Figuren sind die Windgöttinnen, der Sonnengott und der Mondgott Ableitungen aus der hellenistischen Kunst.

Es fällt auf, daß in Ländern hellenistischer Kultur die androgynen Gestalten der klassischen Kunst, die Hermaphroditen, leicht zu Frauen umgewandelt werden.

Die Darstellung der Windgöttinnen geht zurück auf den Typ des Windgottes in der Gandharakunst, eines schönen weichlichen Jünglings. Schon im hellenistischen Ägypten ist aus dem Windgott eine Windgöttin geworden, hier werden sie zu garstigen Weibern degradiert, und vollends in der tibetischen Kunst werden es die scheußlichen, bluttrinkenden und Eingeweide verschlingenden weiblichen Dämonen des verkommenen lamaistischen Buddhismus.

Auch der Sonnen- und der Mondgott verdankt antiken Darstellungen seine Entstehung. Die hier vorkommenden Typen sind sicherlich auf dem Wege über Iran nach Turkistan gekommen.

Hier in diesem Tale habe ich noch öfter den Spaten angesetzt; aber wir selbst, nach uns die Russen, endlich Schatzgräber aus Kutscha, hatten hier schon vorgearbeitet.

Außer einer schönen Ausbeute an Bildern haben wir nur wenige Altertümer hier bergen können, wie denn unsere Bemühungen überall den Nachweis erbracht haben, daß an den bekannte n Stätten des Nordrandes wenig mehr für den Spatenforscher zu holen sein dürfte. Anders im Süden, in Sir A. Steins Reich, wo die Verhältnisse aber noch ganz erheblich schwieriger liegen und wo dem vom Glück begünstigten, fleißigen und aufmerksamen Forscher noch ungeahnte Erfolge winken können.

Was das Alter der Tempel von Simsim angeht, so glaube ich, daß der große Tempel in der Südkette, und die benachbarten Höhlentempel mit „Laternen"-Decken die ältesten Heiligtümer des Tälchens sind und spätestens ins B. Jahrhundert zu datieren sein dürften.

Auch in der Nordkette sind einige Tempel alt, wie die Brahmanen-höhle, die „mit dem Tierfries" (7.-8. Jahrh.). Die Höhle mit der Buddha-Kuppel ist vielleicht Ende des B. bis Mitte des 9. Jahrhunderts anzusetzen.

118