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0178 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 178 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000199
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AUFENTHALT IN KUM TURA

plötzlich aus der Schlucht etwa 60 chinesische Soldaten auf uns zu, an ihrer Spitze der Militärgouverneur von Kutscha. Bartus und ich sahen uns an. Jeder fragte, ob der andere seinen Browning bei sich hätte. Aber natürlich hatte ihn jeder vergessen.

Wir erhoben daher ein lautes Freudengeschrei, ritten dem zweifelhaften Besuch in Karriere entgehen und begrüßten ihn mit gut geheucheltem Enthusiasmus. Aber die Begegnung war und blieb freundlich. Wir bewirteten die Chinesen und zeigten ihnen die Anlagen, die sie indes wenig interessierten. Am Abend empfahlen sie sich in aller Freundschaft.

Als sie abritten, entstand aber hinten ein Geschrei, und als ich dort hinritt, fand ich, daß der türkische Dolmetsch des Gouverneurs unseren Lebensmittellieferanten prügelte und ihm Vorwürfe machte, „daß er den Fremden diente". Ich nahm den Dolmetsch beim Kragen und führte ihm zum Gouverneur, bei dem ich mit Hilfe eines Chinesisch redenden Türken aus Turfan mich heftig beschwerte.

Der Gouverneur lächelte und reichte mir beide Hände. Dann fing eine Unterredung an, aus der hervorging, daß der Steuereinnehmer Prügel erhalten habe, weil er gewisse, fällige Abgaben noch nicht in Kutscha abgeliefert und sich damit entschuldigt habe, daß er durch unsere Angelegenheiten zuviel in Anspruch genommen sei.

Diese Unterhaltung fand statt im reißenden Muzartstrom, wo wir beinahe 1/4 Stunde lang bis zum Bauch der Pferde im Wasser unter warmen Händedrücken miteinander konferierten. So schieden wir in der größten Freundschaft.

Aber ich traute der Sache doch nicht. Und richtig, mitten in der Nacht hörte ich, daß unsere Leute aus Kirisch abmarschieren

wollten ! Ich versuchte vergeblich, sie zum Bleiben zu bewegen.

   Sie verlangten ihren Sold und gingen um Mitternacht in schwarzer   6
Finsternis ihres Weges.

Glücklicherweise war Herr Bartus ungefähr am Ende seiner Arbeit angelangt. Ich hätte zwar gern noch einige Tempel ausgeleert, aber da nur die beiden Soldaten des englischen und des russischen - Konsulatsvertreters in Kutscha und unsere persönlichen Diener zurückgeblieben waren, mußten wir diese Arbeit, von der wir uns

   einen großen Erfolg ohnehin nicht versprechen durften, aufgeben.   j
In kurzer Zeit hatte Bartus seine Arbeit beendet.

   Nun schrieb ich an den Zivilmandarin, daß das Klima („Luft   Y
und Wasser") von Kutscha mir unzuträglich sei und ich wegen

   meiner Gesundheit nach Kaschghar abreisen müsse. Da kam der   j

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