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0180 Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1
Land and People in East Turkistan : vol.1
Von Land und Leuten in Ostturkistan : vol.1 / Page 180 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000199
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AUFENTHALT IN KUM TURA

sich unter der neuen Herrschaft, zu ihren Ungunsten, verändert hatten.

Nach dieser allgemeinen Schilderung unseres Aufenthaltes in Kum Tura wollen wir unserer Arbeiten dort mit einigen Worten Erwähnung tuen.

Auch hier hatte, wie meine Grabungen erwiesen, unsere Expedition im Jahre 1906 ganze Arbeit getan. Ich öffnete noch einige Tempel, die damals als zu wenig versprechend vernachlässigt worden waren, die Ausbeute war aber gering.

Dagegen ergab die Untersuchung der Tempel, daß hier noch einige unerhörte Schätze. vorhanden waren.

Auf der III. Reise hatten wir uns hauptsächlich mit jenen Ternpeln befaßt, deren Gemälde entweder auf die hellenistisch-ostasiatischen Zusammenhänge, oder auf die iranischen Einflüsse in der buddhistischen Kunst, sowie auf allgemein Buddhistisch-religionsgeschichtliches Bezug hatten. Die bereits chinesisch abgewandelten Stilarten hatten Grünwedel weniger interessiert, und obwohl er die Schönheit einiger dieser Gemälde zu würdigen verstand, zog er doch vor, sich der Kosten und Zeitersparnis halber, auf die Gemälde der oben erwähnten Art zu beschränken.

Seit 1906 ist aber die Anteilnahme an chinesischer Kunst überall in Europa und in Amerika lebhafter geworden, und als ich 1913 nach Kum Tura kam, sah ich, daß hier einige frühe Gemälde der T'ang-Zeit in edlen Stilarten erhalten waren.

Einige kleine Bruchstücke ausgesucht schöner chinesischer T'ang-Gemälde wurden aber schon von der III. Expedition, in einem gänzlich zerstörten Tempel der großen nördlichen Schlucht im Schutt aufgelesen und mitgenommen. Sie sind ungemein reizvoll und verdienen eine kurze Erwähnung.

Das größere Bruchstück (Taf. 36) stellt einen Tänzer (oder eine Tänzerin ?) dar, die einen anmutigen, bewegten Tanz ausführt. Er (sie) ist weiß von Hautfarbe und dunkelhaarig.

In den Händen trägt er (sie) einen Schal, mit dem er den Rhythmus seines Tanzes begleitet. Der Oberkörper ist nackt; um den Hals trägt er einen graublauen Kragen mit rundlichen Ausschnitten, an deren Spitzen Kugeln (Glöckchen ?) befestigt sind. Von den Bildern der begleitenden Musiker sind nur Bruchstücke erhalten. Der eine bläst auf der in China und Hinterindien vorkommenden Orgelflöte. Es ist eine prächtige Darstellung. Vom zweiten Musiker ist nur noch der Rest der überaus geschmackvoll bemalten

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