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0010 Bilderatlas zur Kunst und Kulturgeschichte Mittel-Asiens : vol.1
Bilderatlas zur Kunst und Kulturgeschichte Mittel-Asiens : vol.1 / Page 10 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000232
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Diese Bewegung brachte den Süd- und Ost-Asiaten nicht nur den Formenschatz der griechischen Mythologie, und besonders den daraus abgeleiteten Typus des Buddha, sondern auch ihnen bis dahin unbekannte Techniken, z. B. die in großen Ausmaßen arbeitende Steinmetzenkunst.

Mit dem Niedergang der Antike und mit den Verheerungen der Völkerwanderung in Europa setzte dann eine Bewegung von Osten nach Westen ein. Die Hunnen und ihre iranischen Bundesgenossen, die Alanen (heutige Nachkommen : Osseten), mögen viel östliches Gut, hauptsächlich Waffen und Gewänder, nach Europa gebracht haben. Besonders die Alanen, die mit den Sueven zusammen Portugal eroberten, mit den Vandalen nach Nordafrika übersetzten und in Frankreich die Gegend von Valence besiedelten, werden erfolgreiche Vermittler gewesen sein.

Durch die Araber entstand dann eine neue kraftvolle Welle von Osten nach Westen, aber auch von Westen nach Osten; sie entwickelten eine neue glänzende Kultur aus von Byzanz und von Persien übernommenen Elementen und brachten manches in die germanischen Reiche Süd-Europas einerseits und in die im Osten eroberten Länder andererseits.

Schon bereitet sich ein Gegenstoß von Westen nach Osten vor: christliche Pilger wallfahrten zum Grabe des Herrn nach Jerusalem und durch ihre Leiden entstehen die Kreuzzüge, an denen sich die westlichen Normannen mit besonderem Eifer beteiligen. Obwohl diese neue Völkerwanderung in Cypern und in Vorderasien glänzende fränkische Höfe und Herrschaften entstehen ließ, scheinen doch mehr Kulturgüter des Orients dem Westen zugeführt worden zu sein als umgekehrt.

Wenn die Waffentaten der Kreuzzüge sich vor aller Augen vollzogen, so war doch zu derselben Zeit eine andere, wenig beachtete Macht am Werke, die ebenfalls zahlreiche orientalische Kulturgüter nach Europa gebracht haben wird, nämlich die Eroberungen und Fahrten der östlichen Wikinger nach Rußland, Konstantinopel und in das Pontusgebiet; schwedische Seekönige brachten, ohne die Aufmerksamkeit der Welt in hohem Maße auf sich zu ziehen, östliche Güter nach dem europäischen Norden.

Außerdem können wir mit größter Sicherheit annehmen, daß der Handel ohne Unterlaß den Austausch östlicher und westlicher Dinge in erfolgreicher Weise förderte.

Aber kehren wir zurück zur Ausbreitung des Buddhismus. Die Völker Ostturkistans', bis zur Mitte des B. Jhdts. ausschließlich Inder, Iranier und „Tocharer" europäischer Herkunft, wurden durch den Buddhismus, der über hellenisierte indische Gebiete (Gandhära (Ost-Afghanistan), Pandschäb, Kaschmir) und das hellenistische Baktrien zu ihnen gelangte, mit der ausgehenden

biriens — südlich des T'ien-schan können, außer in einem begrenzten Gebiet bei Qara-Schahr, nur Ackerbauer gewohnt haben — in naher Berührung mit den Skythen Süd-Rußlands und dem Achaemeniden-Reich gestanden hat. Die meisten dieser Völker müssen damals noch blond gewesen sein, sonst hätten die alten Chinesen sich selber kaum „das schwarzhaarige Volk" genannt.

1 Der Name Ostturkistan ist für dieses Land während der ersten sieben Jahrhunderte unserer Aera unzutreffend: erst im B. Jahrhundert wurde es teilweise von den uigurischen Türken erobert. Bis zur türkischen Eroberung waren Inder das herrschende Volk in der Oase von Chotän (im Südwesten), wo, wie wir annehmen, ebenso wie in der Oase von Yärkänd, die Hauptmasse der Bevölkerung aus iranischen Saken bestanden haben dürfte. Wenn die Behauptung der chinesischen Geschichtsschreiber,

die Bewohner von Chotän seien den Chinesen in den Gesichtszügen sehr ähnlich (Abel-Rémusat, Histoire de la ville de Khotan, Paris, 182o, S. (21)), zuverlässig ist, wird man annehmen dürfen, daß die indische Bevölkerung Chotäns auf dem Wege über den Himalaya sich mit tibeto-birmanischen Bergvölkern gemischt und dadurch ostasiatische Gesichtszüge erworben habe.

Kâschghar war u. E. von iranischen Soghdiern bevölkert, deren Hauptstädte Samarkand und Buchara waren. Soghdische Siedelungen scheinen aber am ganzen Nordrand der Wüste, bis hinein in das eigentliche China, bestanden zu haben. In den Oasen von Kutschä, Qara-schahr-Kurla und Turfan war die herrschende Klasse ein Volk, dessen Sprache zur europäischen Gruppe der indogermanischen Sprachenfamilie gehört. Die blauäugigen, rothaarigen Porträtköpfe auf den Wandgemälden von Turfan