National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
| |||||||||
|
Bilderatlas zur Kunst und Kulturgeschichte Mittel-Asiens : vol.1 |
* 16 *
Neben diesen großen Schwertern tritt ein Kurzschwert auf, welches nur von untergeordneten Leuten (in den vorliegenden Fällen sind es Maler) getragen zu werden scheint. Es erinnert weniger an Schwert-, als an Dolch-Formen; ich werde daher dieses Kurzschwert bei den Dolchen be-
sprechen.
In den späteren Darstellungen tritt dies Schwert mit dem überlangen Griff auch noch auf (Fig.16
u. 17, wo die Knäufe m. E. verzeichnet sind' und wo der Tragriemen hinter die Scheide gezeichnet ist, anstatt durch die auf der Vorderseite der Scheide angebrachte Brückenöse hindurchzulaufen, sowie fig. 22). Bald aber fängt es an, mehr und mehr europäischen Ritterschwertern zu ähneln; die Verhältnisse des Griffes zur Klinge werden schöner und der Knauf nimmt, wenigstens in den von uns untersuchten Oasen des Nordrandes der Wüste, Scheibenform an, wodurch die Waffe Schwertern der gotischen Periode ähnelt (fig. 9, II, 85, 86). Der Pilzknauf, ähnlich dem der Karolinger- und Wikingerzeiten, kommt dagegen, in sehr ausgesprochener Form, am Südrande der Taklamakanwüste auf, (fig. 84). Scheiden und Griffe werden reich ornamentiert.
Daneben kommen grade Schwerter mit offenen Knäufen vor (fig. 88, wo auch die Brückenöse am Schwert zur L. angedeutet ist) und solche, in denen die Parierstange die am heutigen persischen Säbel (sämsir) übliche Form annimmt (fig. 54). Der pistolengriffartige Griff des sämsir tritt auf, bei grader Schwertklinge, in fig. 69 und, merkwürdigerweise mit einer altertümlicheren Parierstange verbunden, auf dem erheblich jüngeren Bilde fig. 134•
Wir möchten diese Schwertform in Beziehung bringen zu derjenigen, die auf sassanidischen Reliefs (e. g. Nags i Regeb bei Persepolis, Sarre, Taf. 73) und Silberschalen (Sarre 104, I I I) häufig ist und wir sind der Ansicht, daß die Chinesen sie, mit Helm, Rüstung und Zaumzeug über Turkistan von den Persern resp. Iraniern entlehnt und adaptiert haben. Die Abwandlung vollzieht sich dann schnell und gründlich, so daß das Schwert des travestierten iranischen Ritters fig. 7o schon ganz den Eindruck einer chinesischen Waffe macht. (N. B. Wenn man den hohen Stand der Kunstfertigkeit in Betracht zieht, den China in vielen Dingen erreicht hat, so muß man stutzen über die fast immer sehr geringe Trefflichkeit der chinesischen Schwerter etc., zumal, wenn man sie mit den wundervollen Waffen Persiens und Indiens, besonders aber ihrer nahen östlichen Nachbarn in Japan vergleicht !)
Vornehmen Leuten wurden ihre Staatsschwerter in kostbaren Hüllen nachgetragen (fig. 9o); ein Brauch, der sich sowohl in Persien, wie in Japan nachweisen läßt. Beachtenswert ist auch die Art, wie die Schwerter geführt werden : der Fechter legt den Zeigefinger über die Parierstange, um die Wucht des durchgezogenen Hiebes zu verstärken (fig. 91). Genau dieselbe Fingerstellung sehen wir auf gotischen Gemälden, e. g. jenem Bilde Spinello Aretino's im Campo santo zu Pisa, welches eine Schlacht des hlg. Ephesius gegen die Sardinier darstellt, ebenso, wenn ich nicht irre, in Kampfszenen der Manesseschen Handschrift, die mir nicht zur Hand ist.
Der S äb e 1 fehlt auf den Stifterbildern, kommt aber auf Götterbildern vor, z. B. auf dem Bilde des schon stark chinesisch abgewandelten Dämonen im mißverstandenen Flügelhelm (fig. 89).
Antikisierende Kurzschwerter finden sich einmal oder zweimal in der Hand von Dämonen, z. B. fig. 87, oder Kultst. S. 172, fig. 397a.
Indische Schwertformen treten hier und da in den Gemälden auf, die den Angriff des Mära auf den werdenden Buddha darstellen. Besonders bemerkenswert ist ein Schwert auf dem Gemälde der Versuchung aus der Treppenhöhle, vergl. Grünwedel, Alt Kutscha II 16, fig. 22. Es hat einen graden Rücken, einen spitzigen Ort und verjüngt sich stark nach dem Griffe zu, während der mitt-
' Eine Nachprüfung dieser Zeichnungen am Original sämtlich nach Berlin gebracht, sie harren der Kon-
auf die Richtigkeit der Einzelheiten wird vielleicht servierung.
später möglich sein: diese Stifterbilder habe ich
|
Copyright (C) 2003-2019 National Institute of Informatics and The Toyo Bunko. All Rights Reserved.