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Bilderatlas zur Kunst und Kulturgeschichte Mittel-Asiens : vol.1 |
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DIE STREITAXT. Wenn das Wort aayaQtÇ mit „Streitaxt" zu übersetzen ist, so haben wir ein Zeugnis für das Vorkommen dieser Waffe bei den Saken in Herodot (Buch VII, 64). In unseren Wandgemälden tritt sie öfter auf, z. B. in der Oase von Qarasahr, wo eine doppelte Streitaxt und eine hinten mit einem Streithammer versehene Axtform auftritt (fig. 124).
Ein großes Beil mit einfacher mondsichelähnlicher Klinge sehen wir auf fig. 125 (aus Chotscho, Taf. 33); der hölzerne Handgriff ist unten mit einem Beschlag versehen. Eine doppelte Mondsichelaxt trägt Vajrapäni auf fig. 126. Bis vor kurzem war die Axt (di palta, t.) eine Lieblingswaffe der Qazaq und Qara Qir y iz (Abb. bei H. Moser, A travers l'Asie centrale, Paris, S. 24), aber die alten Formen sind bei ihnen nicht erhalten.
Der Reiter der fig. ioo trägt eine kleine Doppelaxt. Ob man die in Badachschan und im Indus-Tal noch vorkommenden Arten des Streitbeiles (s. Biddulph, Tribes of theHindoo Koosh, Calcutta 188o, S. 91, No. 1 u. 5) zum Vergleich heranziehen darf, bedarf der Untersuchung.
DIE WURFSCHLINGE ist bei den iranischen Völkern schon durch Herodots Zeugnis verbürgt (Sagartier). Auch die Inder haben sie benutzt und auf den Wandgemälden sehen wir sie in der Hand von Todesgöttern, Hexen, Dharmapälas und Jägern (e. g. Chotscho, Taf. Nr. 15, 32-34, fig.123, 128). In der Oase von Kutscha, in der Siedelung von Kirisch-Simsim, fand sich im Plafond des Corridors (r.) einer Höhle (Kultst. S. 18819) die Darstellung eines Nägaräja, der im Begriff ist, die Wurfschlinge zu schleudern (Fig. 122). Von der Art dieser Waffe, ob geflochtenes Leder, Schnur etc. ist genaueres nicht zu erkennen; sie sieht eher aus wie aus einem Strick, als aus geflochtenem Leder hergestellt.
BOGEN UND PFEILE MIT ZUBEHÖR. Diese Fernwaffe tritt, wie in einem iranischen, den Türkenstämmen benachbarten und schließlich von Türken eroberten Lande leicht verständlich, recht häufig auf, leider meist in Darstellungen, die zu klein oder zu stark zerstört sind, um Einzelheiten (Art der Bespannung, Fiederung und Armierung des Pfeils etc.) erkennen lassen zu können.
Sicher ist, daß der Bogen überall ein zusammengesetzter Reflexbogen ist, wie er bis in die Neuzeit vom Kaukasus bis nach China im Gebrauch war. Entspannt dürfte er aber nicht die stark gerundete C-Form, die manche der Bogen der Osmanen, Perser, Inder und Chinesen auszeichnet, sondern eine flachere Reflexkurve angenommen haben, wie die fig. 32, 50, Ioo, IOI, 122 zu beweisen scheinen.
Die sehr kleine Form, die (falls sie nicht auf Willkür des Malers beruht) z. B. auf dem Bild des Elefantenreiters Fig.1o3 auftritt, erlaubt aber die Annahme, daß auch die andere, bei der Entspannung stark zurückschnellende, Form vorkam.
Grünwedel nennt den Bogen unserer Gemälde den „persischen" Bogen, eine Behauptung, die vielleicht nicht zutreffend ist und jedenfalls erst genauer untersucht werden muß.
Der persische Bogen der Achaemenidenzeit (fig. 105) scheint nämlich Beziehungen gehabt zu haben zu dem Bogen der Assyrer (Fig. 106) und, wie dieser, mit frontaler Bespannung versehen gewesen zu sein. So viel man aber auf den sassanidischen Silberschalen wie auf unseren Wandgemälden aus Ostturkistan sieht, war dort die Sehne durchweg mittels Schleifen in an den beiden Enden der Hörner angebrachten Kerbeng eingehängt. Dies ist deutlich zu sehen auf dem Bilde
der Cella des Tempels 9 zu Bäzäklik (vergl. Chotscho, Taf. 33), wo ein Bogenschütze (fig. 107) mit einem mit Birkenrinde bezogenen Bogen auf einen Garuda zielt. Dieser Bogen verrät den nordischen
Ursprung durch den Birkenrindenbelag. Es ist, abgesehen von den fehlenden Widerlagern für die Sehne, genau der Bogen der modernen Chinesen (richtiger wohl der Mandschu), der sowohl von den sassanidischen Persern wie von Tungusen und Chinesen übernommen worden sein mag.
g Reste von Bogenenden aus Tamariskenholz mit Auch wir haben Bogenreste mitgebracht, die aber
Kerben bei Sir A. Stein, Serindia, vol. IV, Taf. LI. noch verpackt sind.
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