National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
| |||||||||
|
Bilderatlas zur Kunst und Kulturgeschichte Mittel-Asiens : vol.1 |
* 20 *
Der persische Bogen der Achaemenidenzeit ist durch die Bespannung ganz verschieden; auch Bogen- und Pfeilköcher zeigen durchaus andere Formen. Aber man kann auch vielleicht den Bogen und das Bogengerät unserer Gemälde für t ü r k i s c h e Waffen halten; genauere Untersuchung der hier angeregten Frage wäre sehr am Platz : einstweilen fehlen die Vorarbeiten.
Es gibt in Japan einen kleinen Bogen mit frontaler Bespannung, nämlich den sog. mongolischen Bogen (Fig. 11o), dessen erstes Beispiel nach Siebold (Nippon, 1907, I, S. 314) im Jahre 246 als Geschenk eines koreanischen Königs nach Japan gelangt sein soll. Die alte westasiatische Bespannungsart der Westasiaten war demnach zu jener Zeit vorgedrungen nach Ostasien; die Verdrängung durch die andere Bespannungsart hat also vielleicht erst später stattgefunden.
Uber den Ursprung des gewöhnlichen großen japanischen Reflexbogens (fig. 114), einer durch Schönheit und Wirksamkeit ausgezeichneten Waffe, ist mir nichts bekannt. Ich bin immer geneigt gewesen, diese elegante Bogenart für eine Erfindung des in allen Dingen, besonders aber in der Waffentechnik, glänzend veranlagten Volkes zu halten. In Pelliots großem Werk über die Tempel am chines. Limes (Les Grottes de Touen-houang, Paris 192(?)) fand ich jedoch die Abbildung eines Kriegers, der, sich rückwärts wendend, seinen Pfeil abschießen will. Der ziemlich große Bogen (Fig. io8) weist die eigentümlichen Linien auf, die mir nur beim japanischen Bogen bekannt sind: der über den Handgriff emporragende Teil des Bogens ist nämlich länger als der darunter befindliche und die Krümmung der beiden Teile ist nicht symmetrisch, sondern im oberen Teile größer als im unteren.
DIE PFEILE. Dreikantige kleine bronzene (oder kupferne ?) Pfeilspitzen mit und ohne Widerhaken von Formen, die z. T. spätskythischen Pfeilspitzenarten sehr ähnlich sind, werden im ganzen Lande in großen Mengen gefunden.
Sie kommen vor mit Tüllen (seltener mit Dornen), mit und ohne Widerhaken — ganz flache kupferne (bronzene) Pfeilspitzen haben wir nicht gefunden. Auffallend ist die Ähnlichkeit, die manche dieser Typen (Fig. 115, vergl. auch die typisch besseren Stücke Serindia, Taf. LIII, T. XII, 0020, T. XXXI, oor, sowie Sven Hedins von Conrady herausgegebene Funde') mit modernen eisernen (oder stählernen) Pfeilspitzen aus Nordindien (Fig. i12) besitzen. Es drängt sich da die Frage auf, sind diese Pfeile erst mit den Cayatai-Türken Bäburs (den „Großmongolen") nach Indien gelangt, oder verdanken sie ihre Anwesenheit in diesem Lande der früheren Herrschaft der Saken und der demselben Kulturkreise zuzurechnenden Kuschan ?
Von diesen alten Pfeilspitzen war nicht eine einzige noch mit Teilen des Schaftes verbunden. Die verwandten modernen Formen in Indien sind unterhalb der Spitze mit Sehnenfasern umwickelt. Die Schäfte sind aus Holz, die Fiederung besteht aus drei halben Federn; Wickelung etc. der alten Stücke dürfte dieselbe wie bei den modernen Formen gewesen sein.
Von Eisenspitzen wurden einige Stücke in Kutschâ (Qyzil) gefunden. Sie sind flach, zuweilen mit verstärkter Spitze und ähneln in der Form der größten Spitze der fig. 112 und waren (z. T. sind) mit Holz, nicht mit Rohr geschäftet. Der Schaft war unterhalb der Spitze, wie bei dem abgebildeten indischen Stück und wie gewöhnlich bei chinesischen Pfeilen, mit einer dünnen, braunroten Materie, augenscheinlich einer (ziemlich spröden) Rindenart umwickelt. Wie den Bogen, dürften die Chinesen (richtiger vielleicht die Mandschu) auch den Pfeil (i. e. die heute bei ihnen benutzten Waffen dieser Art) von ihren westlichen Nachbarn entlehnt haben. Da die Pfeile zerbrochen waren, kann die Art derBefiederung nicht angegeben werden. Unterenden von Pfeilen, an denen die Befiederungsweise noch gut zu erkennen ist, finden sich in Serindia, Taf. LI, wo auch ein merkwürdiger, kurzer, mit einem durch einen Spalt hindurch geschobenen Bronzeblatt „befiederter" Pfeil abgebildet ist, und auf Taf. LIII.
' A. Conrady, Die chinesischen Handschriften- und holm 1920, Abt. III, Taf. II besonders Nos. 6 u. 7.
sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-17n, Stock-
|
Copyright (C) 2003-2019 National Institute of Informatics and The Toyo Bunko. All Rights Reserved.