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0027 Bilderatlas zur Kunst und Kulturgeschichte Mittel-Asiens : vol.1
Bilderatlas zur Kunst und Kulturgeschichte Mittel-Asiens : vol.1 / Page 27 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000232
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GEMÄLDE, SKULPTUREN,

ARCHITEKTUR,

GEMÄLDE UND SKULPTUREN.

Aus den sehr stark hellenisierten indischen Gebieten des oberen Pandschäb und des Kabullandes mit den nördlich vom Kabulstrom gelegenen Tälern des Hindu-Kusch, den Landschaften Gandhära und Udyänal, wo der Typus des Apollo oder Dionysos zum Buddha umgedeutet wurde und die buddhistische Spätantike entstand, ist das Herüberwandern von antiken Elementen in die Kunstübungen Süd- u. Ostasiens häufig und deutlich zu verfolgen. Aber nebenbei hat noch ein anderer direkter Verkehr, ohne Zweifel über die Seidenstraßen, fortwährend mit dem Westen stattgehabt.

DAS FULLHORN. Leicht kenntlich ist die allmählich sich vollziehende Umdeutung der cornucopia, des antiken Füllhornes. Schon auf den Schieferskulpturen Gandhäras ist dieses allegorische Gerät von den mischblutigen Künstlern mißverstanden worden. In der Hand der Schutzgöttin Häriti, fig. 136) ist das Füllhorn schon stark entstellt, mehr fast als auf dem Wandgemälde (fig. 137) aus Qumtura bei Kutscha. Weitere Veränderungen bringen die beiden Stifterbilder fig. 137, 138 und schließlich finden wir in der späten und schon der chinesischen Kunst zuzurechnenden Malerei (fig. 140) die endliche Entwicklung. Der Maler ist hier sogar zu der ältesten Handstellung zurückgekehrt.

Ubertreibung der Darstellung von Muskeln. Kleine Sonderbarkeiten, die auf GandhäraSkulpturen erscheinen, haben den Sinn der nachahmenden Kunsthandwerker besonders erfreut. So finden wir die seltsamen knollenartigen Muskelbildungen , mit denen ein Gandharabildhauer seine starken Rudergötter (fig. 141) ausgerüstet hat, noch in später Zeit in Japan wieder, wo sie auf dem Epigastrium eines dämonischen Tempelwächters auftauchen (Fig. 142).

DER DRACHE. Auch die Darstellung des Drachen, wie sie bis vor kurzem in China das offizielle Zeichen der kaiserlichen Macht war, geht m. E. bestimmt auf hellenistische, im buddhistischen Gandhära bereits umgemodelte Urformen zurück; möge die Vorstellung dieses Fabelungeheuers bei den Chinesen so alt sein, wie sie wolle, diese Art des Ausdrucks gelang doch erst nach der Befruchtung mit der Antike.

Um die Richtigkeit dieser Angabe zu beweisen, wollen wir die Drachenbilder der Fig. 145 (Wandgemälde aus einem Türbogen aus Qyzil) studieren?

Der erste Drache, der unterste im abgebildeten Türbogen (1. vom Beschauer) ist ein Drachengreif, der für unsere These nicht in Betracht kommt. Das zweite Ungeheuer, die Mittelfigur der Gruppe, ist besser erhalten als der Greif. Der Vorderteil des Körpers ist grün; die erste Windung des Ringelschwanzes ist blau, die zweite grün. Letztere läuft in Voluten aus, die in Form und Farben denjenigen ähneln, die aus dem Schnabel des Greifs hervorschießen und die wir als „Gifthauch" erklären. Ähnliche Voluten kommen auch am Kopf und am Ringelkörper des Tieres vor; vielleicht sollen sie andeuten, daß es ganz von Gifthauch umgeben sei. In Wirklichkeit dürften es mißverstandene Darstellungen der Flossen sein, die in der Gandhärakunst die Hippocampenleiber

1 W. Bang hat in seiner gehaltvollen Arbeit „Über die türkischen Namen einiger Großkatzen" (Keleti Szemle XVII, 1917, S. 142 ff.), recht geistreich den in der Inschrift auf der Stele des Kül Tägin IE4 vorkommenden Ländernamen apar als einen Namen der Landschaft Gandhära erklärt. Die allgemeine Richtigkeit seiner Anschauung hat er meines Erachtens überzeugend bewiesen. Einen weiteren

Beweis dafür sehe ich in dem Namen anapu'roc, welcher bei Herodot neben dem Namen der yav8apcoc (und der &cacxac) erwähnt wird. Das Land der a7rapu'roc, Apar, ist aber vielleicht nicht das eigentliche Gandhära, sondern das Schwesterland Udyäna.

2 Beschreibung aus Band III d. Buddh. Antike Mittelasiens.