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Bilderatlas zur Kunst und Kulturgeschichte Mittel-Asiens : vol.1 |
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MAKARA
Foucher I, S. 192, Abb. 118
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DRACHENKOPF AUS TON. TUMSUQ
Museum f. Völkerkunde
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GANYMEDES-MYTHUS. Der griechische Mythus von der Entführung des Ganymedes ist bei den Buddhisten Indiens und Mittelasiens ungemein beliebt gewesen. Er ist verschieden umgedeutet worden, vor allem hat sich die indische Vorstellung der Kämpfe zwischen den Schlangen und den Garudas des Vorwurfs bemächtigt; wir finden die auf des Leochares berühmte Skulptur (147) zurückgehende schöne Gruppe nicht nur in Gandhâra (fig. 148) sondern auch, in getriebener und gravierter Arbeit, auf einer sassanidischen Goldvase (fig. 149) und, als Deckenmalerei, in einer der merkwürdigen Laternen-Decken der Siedelung von Qyzil (fig. 150). In allen diesen Darstellungen ist die etwas weibische Gestalt des schönen Knaben deutlich zu einer weiblichen Figur umgewandelt; in Qyzil ist der Entführer als doppelköpfiger Vogel dargestellt. Welche Auslegung der sassanidischen Auffassung der Gruppe zu geben ist, ist mir nicht bekannt ; sie weicht wohl von der buddhistischen ab.
Im Osten Chinesisch-Turkistans, in der Oase von Turfan, kommt in einer Anzahl von Tempeln ein Wandbild öfter vor, das die Entführung eines Kindes durch Garudas zum Gegenstande hat. Es findet sich in einer älteren Form in einem kleinen Tempel der Sängimer Schlucht (Chotscho, Taf. 15), in einer jüngeren in mehreren Tempeln zu Bäzäklikl) (Chotscho, Taf. 33, Kultst. S. 24o, 249, 282, 31o). In der älteren Darstellung aus Sängim (fig. 151), kommt nur ein Garuda vor. Er entführt in seinen Fängen keinen Jüngling, sondern ein kleines Kind und wird von der Mutter des Kindes mit der Wurfschlinge eingefangen, während der Vater den Bogen gegen den Räuber spannt. Auf allen jüngeren Bildern (vergl. Fig. 152) sind es schon zwei Vogelmenschen, (weil ja der Garuda im Deckengemälde von Kutscha zweiköpfig ist) von denen der eine lassoiert, der andere mit Pfeilen beschossen und mit Jagdadlern gebeizt wird; das Kind ist ihnen bereits entrissen und ein großer Troß von Begleitfiguren hat sich eingestellt; wir sehen in diesen Bildern, wie die Umdeutung vor sich geht. Die Darstellung von Personen in der „T ä n z e r i n n e n s t e l l u n g ", die auch der entführte Knabe angenommen hat, ist in der indischen Kunst höchst beliebt. Sie findet sich in Bharhut (fig. '53) und in Gandhära (fig. 155/6) von wo aus sie Ostturkistan und Tibet erreicht. Diese Stellung kommt besonders in Kutscha häufig auf den Wandgemälden vor (fig. 157) und zwar nicht nur für Frauen (Schatzhöhle, Rotkuppelraum, Spätantike IV, Taf. 3, Taf. 8) sondern auch, mit und ohne Abwandelung, für Männer (Spätantike IV, Taf. 7; Kultst. fig. 48 u. 49, S. 24; fig. II5 S. 57; fig. 263/4, S. 121; fig. 288, S. 151; fig. 367, S. 161).
Die Gebärende Frau, Mäyä, die Mutter Gautamas, wird bei der Geburt stets in dieser Stellung dargestellt. Aber diese Darstellung ist rein konventionell; Frauen des indischen Kulturkreises gebären in der Hockstellung, wobei sie von einer oder mehreren Freundinnen unter den Armen gestützt werden (fig. 158).
Die Stellung scheint vielmehr aus mehreren antiken Darstellungen übernommen worden zu
1 Grünwedel, Bericht, Taf. VIII, IX, XVI.
4 LE COQ, Mittelasien
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