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0033 Bilderatlas zur Kunst und Kulturgeschichte Mittel-Asiens : vol.1
Bilderatlas zur Kunst und Kulturgeschichte Mittel-Asiens : vol.1 / Page 33 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000232
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* 29 *

Turkistan vor, nämlich der Löwenkopf und das Medusenhaupt. Ein reicher Fundplatz ist die Oase von Chotän. Der Löwenkopf (fig. 206 u. 209) beschäftigt uns hier weniger, wir wollen vielmehr zunächst die antiken Gorgonenhäupter (fig. 203-205) betrachten. Bei fig. 204 sind die Haare mit Schlangen durchflochten, die auch in der Halsgegend erscheinen, der Mund ist aufgerissen und zeigt die Zähne, die Zunge wird weit hervorgestreckt und das runde Gesicht mit aufgerissenen Augen ist zu einem häßlichen Grinsen verzerrt. Das Haar scheint in rundliche Locken geordnet zu sein.

Noch merkwürdiger ist der zweite Kopf, (fig. 203) an dem besonders die unter dem Halse züngelnden Schlangen, die platte Nase und die scharf betonte Oberlippe zu beachten sind. In der Antike veredelt sich dieser Ungeheuerkopf zur rondaninischen Medusa, (fig. 205) in Indien entsteht m. E. daraus der kirtimukha genannte Kopf (fig. 211), dessen Vergleichung mit den vorerwähnten die inneren Zusammenhänge ergeben wird. Die Köpfe fig. 207, 210, 213, vielleicht auch fig. 36 und fig. 62 scheinen mir ebenfalls zu diesem Typ zu gehören, der auch gewisse Elemente des Löwenkopfes aufgenommen haben mag. Da der Löwenkopf häufig als Wasserspeier zu denken ist, muß er wahrscheinlich bei Gruppe 217-219 herangezogen werden.

Die drei Köpfe 214-216 stammen aus Java und dürften derselben Gruppe angehören.

Eine weitere Entwicklung scheint sich an den Köpfen fig. 218-219 vollzogen zu haben. Sie sind mit allerhand Beiwerk ausgeschmückt, (von dem die Gänse auf fig. 219 besonders auffallen) zeigen aber sonst die Eigenheiten der schon besprochenen Typen.

In der Turfaner Oase tritt zweimal die Gestalt eines mit ausgebreiteten Armen auf einer Klippe liegenden wasserspeienden Dämonen auf (fig. 217). Der Kopf ist zur Erde niedergedrückt und zeigt eine auffällige Verwandtschaft mit den Köpfen der beiden Figuren 218-19; ein Strom Wassers ergießt sich aus dem Maule des Unholds. Dieses Wandgemälde fand sich bei Murtuq; ein ähnliches entdeckte ich in einem kleinen Tempel der Sängimer Schlucht. Es ist merkwürdig dadurch, daß die Beine und Reste von Flügeln etc. von Vögeln neben dem grotesken Kopf erhalten sind. Die Darstellung mag gewisse Beziehungen zu fig. 218-219 gehabt haben.

Fig. 212 endlich bringt „kirtimukha in China" : ich sehe nicht, wie man die augenfälligen Ähnlichkeiten verkennen könnte. Sämtliche Köpfe, die den Vermerk „nach R a p a m" tragen, habe ich der indischen Kunstzeitschrift dieses Namens entnommen und zwar dem Heft I, Jan. 1920, r Artikel IV, A Note an Kirthimukha : being the Life History of an Indian Ornament.

Der ungenannte Autor hat in seine Gruppe auch jene Köpfe hineingezogen, die in der indischen Kunst gewöhnlich oben in den Bögen über Götter-Skulpturen angebracht sind. Ich habe diese weggelassen, zweifle aber nicht, daß sie in die Serie hineingehören. Es ist wohlbekannt, daß dem Gorgoneion verwandte Darstellungen in der alten vorderasiatischen Kunst vorkommen. Ich möchte aber glauben, daß wir es hier überall vielmehr mit Ableitungen aus der hellenistischen Spätantike, als mit solchen von vorderasiatischen Bes-Darstellungen zu tun haben.

DER SONNENWAGEN. Nicht nur Phöbus Apollon ist in seiner Abwandelung als Buddha : nach Mittelasien und China gewandert — auch der Lenker des Sonnenwagens, Helios, tritt in diesen entfernten Ländern auf; in Kutscha ist seine Darstellung sogar häufig.

In den Tonnengewölben der Tempel der älteren Stilarten sind die ansteigenden Seiten mit konventionellen Darstellungen von Berglandschaften bedeckt. Der Zenitstreifen dagegen enthält eine Anzahl von Bildern, in denen klassische Erinnerungen nicht fehlen. Sehr häufig kehrt dort ein merkwürdiges Bild des Sonnengottes auf seinem Wagen wieder, und zwar kommt der Wagen vor als

IViergespann (fig. 220), als Zweigespann (fig. 223) und endlich als unbespanntes Gefährt (fig. 222). Aus mangelnder Kenntnis der Perspektive°sind die Pferde — übrigens schön galoppierend — in der Seitenansicht wiedergegeben, und auch die mit sehr großen Naben versehenen Räder sind schräg