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0036 Bilderatlas zur Kunst und Kulturgeschichte Mittel-Asiens : vol.1
Bilderatlas zur Kunst und Kulturgeschichte Mittel-Asiens : vol.1 / Page 36 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000232
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* 32 *

Das Vorkommen des „Laternen-Daches" in der Grottentempeln von Bämiän beschreibt schon Moorcroft :1

„caves, which, of quadrangular form, displayed considerable architectural decoration. The front had fallen in, but the sides were made up of fluted and square pillars, with and without capitals, at intervals

not greater than the breadth of a pillar. The roof was carved so as to represent tiers of beams crossing each other at angles and diminishing their distance as they ascended, until they left an octangular space of about twenty inches only, imitating the roof of a log-house in Tibet and Kashmir."

Und A. Foucher bestätigt das Vorkommen für die, übrigens jüngere, Haustein-Architektur des alten Kaschmir (fig. 232).

In den Höhlen von Tun-hwang aber werden diese Laternendächer ganz verständnislose in Reihen nebeneinander an flache Grottentempeldecken gemalt (fig. 243, 244); man sieht, der Hand-

werker hatte nie eine solche Decke gesehen. Uberhaupt sind westliche Bauformen den Ostasiaten

unverständlich geblieben, man beachte z. B. fig. 253, eine Grottenhöhle, die den gewöhnlichen Typ
des persischen Kuppelbaus (gumbad), chinesisch mißverstanden, wiedergibt. Dieser persische

Bau bestand in einem quadratischen oder rechteckigen Raum, der mit einer halbkugelförmigen

Kuppel überdacht war. Die vier Ecken, die die Kuppel offen ließ, wurden durch eigene, kleinere
Wölbungen geschlossen (vergl. fig. 252). In Turkistan wurden solche Kuppelbauten gern in den

Stein geschnitten, wobei man häufig die Eckwölbungen fortließ. Fig. 253 zeigt, wie der chinesische

Architekt den persischen Kuppelbau nachzuahmen sucht. Aber während er auf seinem recht-
eckigen Raume die Kuppel durch schräg ansteigende dreieckige Wände ersetzt, die oben ein flaches

Viereck (in fig. 244 eine gemalte Laternendecke) tragen, malt er die hier ganz unnützen Eckgewölbe in die Ecken ! Man sieht deutlich, wie die Kunst sich hier in lauter Mißverständnissen höchst wichtigen Entwicklungs-(oder Abwandlungs-)Faktoren ! — ergeht.

Die llung der offenen Ecken eines Kuppelbaus durch besondere Gewölbe (eine mühsame Arbeit !), hat schon in Turkistan die Architekten oder Bauhandwerker veranlaßt, ein bequemeres

Verschlußmittel zu suchen. In Sorcuq hat man es in einem barbarischen Verfahren gefunden; man legte nämlich einfach eine zurechtgeschnittene starke Bohle über die Öffnung und verkleidete sie mit Lagen gestampften Lehms. In Iliköl bei Qomul dagegen (fig. 254) findet man an einem Beispiel wenigstens den gelungenen Versuch, die Öffnung durch ein auf seinem Apex sich erhebendes aufgemauertes Dreieck zu verschließen. Ob diese Bauart den chinesischen Bauarbeitern in Tun-hwang

1 Moorcroft and Trebeck, Travels in the Himalayan Provinces etc., London 1841 II. S. 39o. Für sonstige Verbreitung der Konstruktion vergl. den interessanten Artikel Arte manichea von Prof. U. Monneret de Villard, in Rendiconti, Reale Instituto Lombardo di Scienze e Lettere, Milano 1913, vol. LVI, fasc. XVI—XX, adun. del 6 dic.

2 Diese Höhlen, deren Kenntnis wir den Arbeiten Sir A. Steins und P. Pelliots verdanken, weisen, obwohl chinesisch, in ihrer Ausstattung auch sonst in der Hauptsache fremde, westliche Formen auf. Ganz abgesehen von den Buddhafiguren, die ja der Natur der Sache nach selbstverständlich auf indisch-hellenistische Vorbilder zurückgehen, genügt ein Blick auf die Wandgemälde, um in ihnen denselben Ursprung zu erkennen, soweit buddhistische Heilige und andere Gruppen dargestellt sind. Indisch, und zwar national-indisch sind u. E. die

Bogen, die an ihren zurückgebogenen Enden in ein Blatt auslaufend (fig. 246, 247), sich über den Buddhafiguren erheben. Wir finden sie häufig in Qyzil in den Wandgemälden sowohl (fig. 246), wie in den Holzschnitzereien (fig. 247). Auch sei gestattet, eine nicht in den Connex gehörende Berner-kung hier einzuschalten, nämlich, daß schon frühzeitig die Berglandschaften der Deckengewölbe, die von ferne gesehen sich als ein Rautenmuster darstellen, und auf den Sockeln kleiner Buddhafigürchen deutlich als solche Rautenmuster wiedergegeben werden, ein Umstand, der vielleicht das Vorbild für das ständige Vorkommen von Rautenmustern auf einem anderen Sitz, auf Teppichen nämlich, abgegeben hat (vergl. Spätantike II, Taf. 8b, a; die dort erwähnte Miniatur ist zwar manichäisch, aber wir dürfen sie zum Vergleich heranziehen, da die Kulturmischung sehr weitgehend ist.)