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Meine Tibetreise : vol.1 |
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hsien auch besonders geeignet zu sein, denn verschiedentlich haben sich Söhne der Stadt in den höchsten Staatsprüfungen ausgezeichnet.
Der Jesuitenpater Le Comte 1) berichtete noch 1696, daß in dieser Stadt
seit langer Zeit eine der stärksten Christengemeinden im Reiche war, die der französische Pater Faber zu Anfang des 17. Jahrhunderts auf ganz wunderbare Weise während einer Heuschreckenplage gewonnen hatte. Pater Faber ist mittlerweile in das chinesische Pantheon aufgenommen worden; heute noch wird er in den taoistischen chinesischen Tempeln von Schen si und Kan su mit einem Panther an seiner Seite dargestellt und allerlei Wunder werden ihm, dem Gott, nachgesagt. In Han tsch`eng aber gibt es heute längst keinen einzigen katholischen Christen mehr.
Mit dem Gebiet jenseits des Hoang ho, also mit der Provinz Schan si, ist
dieser Landstrich heute sehr schlecht verbunden. Mit Karren kann man nur noch mit Hilfe einer Fähre bei Miao tsien tschen über den Fluß gelangen. Die großen und zu allem hin noch ewig wechselnden Sandbänke , die von Tung kwan ting an aufwärts den Verkehr über den Fluß so sehr erschweren, machen die Verbindung in einem Maße zeitraubend und unsicher, daß das Sprichwort
entstand : „Willst du bei Miao tsien über den Fluß, so steck dir für drei Tage Brot ein" 2).
Dieser Fährplatz liegt 8 Li von Han tsch`eng. Oft ziehen sich die Sand-
! I bänke dort über so große Flächen, daß man mehrere Fährboote benutzen und
an den Bänken dazwischen ausladen muß.
Dicht nördlich hinter Han tsch`eng sah sich das LöBland traurig an. Ganze
Dörfer lagen in Trümmern, überall die Spuren entsetzlicher Verarmung. Hier
fängt der Bereich der schrecklichen Hungersnot an, die 1876-1878, Kuang sü
2. bis 4. Jahr, die Bewohner von Nordwestchina mehrfach heimgesucht hat.
In früheren Jahrhunderten und bis in die Zeiten des Kaisers Dao kuang (1821
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bis 1851) blühte hier Handel und Wandel. Viele große Steinbrücken und Straßen mit einer alten, riesigen Quaderpflasterung zeugen von guten Zeiten, die jetzt dahin sind. Im Norden von der Stadt Han tsch`eng kam ich durch Ortschaften, die heute kaum die Hälfte der einstigen Familienzahl aufweisen; unsäglich elend und zerfallen sahen Dörfer und Felder aus. Aber bei meiner Durchreise ging es auf der Straße doch lebhaft zu. Aus dem ganzen Bezirk, Tagereisen weit, eilte das Landvolk mit Frauen und Kindern nach der Stadt. Acht Tage lang sollten dort große Theateraufführungen stattfinden, die jeder mitansehen wollte. Wenige nur fanden noch Zeit, bei dem ungewohnten Anblick eines Fremden einen Augenblick stehen zu bleiben. Auch das wüste Kreischen und
% das anscheinend verzweiflungsvolle Sichanklammern einer Chinesenfrau, die
vor aller Augen auf der Straße von ihrem Manne um 10 Tael (30 Mark) an einen anderen verhandelt wurde, die augenscheinlich aber den neuen Gemahl nichtausstehen konnte, vermochte keine müßigen Gaffer anzulocken. Keiner von den Bauern wollte sich eben den Beginn der Theaterfestlichkeiten entgehen lassen.
Zur Linken hatte ich jetzt nahe meinem Wege einen häßlichen, nackten Bergrand, mit dem das lößbedeckte Sandsteinplateau von Nord- Schen si gegen
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Louis le Comte, Nouveaux Memoires de la Chine, Paris 1697, Bd. H, 182.
go tsien miao de ho pai yii san tien de mo.
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