National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Meine Tibetreise : vol.1 |
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weizen, Erbsen, Hirse 1) und Kartoffeln werden bier in der Hauptsache an-
gebaut und zum Markt nach Kuei hoa gebracht.
Die Kartoffeln sind von katholischen Vätern vor etwa vierzig Jahren in
Nordcbina eingeführt worden. Sie bilden jetzt ein wichtiges Nahrungsmittel
in allen Grenzdistrikten Chinas. Wer aber die Wohltäter sind, die die Kartoffel,
die „yang yü" (wörtlich übersetzt : die überseeische Aronswurzel), ins Land
gebracht haben, ist heute dem Volke unbekannt. Nicht bloß einmal, in Lan-
tschou fu, in Hsi Hing fu, auch in Kuei hoa hörte ich folgende Erzählung:
Während eines großen Mohammedanerkrieges in Turkistan war der chinesische
General Yang 2) in große Not gekommen. Er wie seine Soldaten steckten mitten
im Gebirge und hatten nichts mehr zu essen. Seine Leute erhoben sich des-
halb insgesamt gegen ihn und drohten, ihn totzuschlagen, wenn er ihnen nichts
zum Essen verschaffe. Da sah er in der höchsten Bedrängnis, wie sein Pferd
einige Knollen aus dem Boden scharrte. Er bat seine Soldaten, diese Knollen
noch als letztes zu versuchen, und siehe, sie waren eßbar. Es waren Kartoffeln,
und daher nennt man sie die Kartoffeln, die Yü des Yang. „Du siehst, ihr
Fremden habt da gar kein Verdienst dabei, wie du behaupten wolltest," schloß
einer meiner Gewährsleute 3).
Gleich hinter dem großen chinesischen Rittergut, das nach dem Namen
des Pfandhauses allgemein als „Da yu tsing" bekannt ist, war leider mein neuer
Maultiertreiber trotz seiner vornehmen Bürgen und trotz seines Vorschusses
mit einigen meiner Sachen unbekannt wohin und unbekannt warum ver-
schwunden. Nun galt es, Ersatz für ihn zu finden. Stellesuchende gab es da-
mals wohl genug, aber keiner konnte mit meinen kräftigen und schwer zu
bändigenden Maultierhengsten umgehen. Diese hatte ich bei der Teuerung
längst auf knappe Kost gesetzt, aber trotzdem mußte ich alle paar Tage einen
Stall bezahlen, den sie demoliert hatten, und unterwegs trug mir jeder munter
180 kg auf dem Rücken.
Nachdem der verbürgte Maultiertreiber eben verschwunden war, holte ich
einen braungebrannten, splitternackten Chinesen ein, der nur mit einem Stecken
in der Hand und etwas Geld an einer Schnur um den Hals seines Weges zog.
Man hätte meinen können, der Mann sei schon so europäisch und modern ge-
worden, daß er „Körperkultur" treibe und ein Sonnenbad nehme. Er bettelte
mich nicht einmal an. Wohl weil er damit bei seinen Landsleuten schon so oft
schlechte Erfahrungen gemacht hatte, mochte er es gar nicht mehr versuchen.
Er war ein Landarbeiter, der zur Ernte hergereist war. Nun gab es aber nichts
au ernten. Seine Zehrung war ihm ausgegangen, und da ihm in dem Pfandhaus
Hirse, und zwar hsiao mi, gu ts`ao und gao leang: (Kao hang).
Es ist Yang, der Bezwinger Kaschgariens, damit gemeint, der zu Anfang des 19. Jahrhunderts gelebt hat und für seine Verdienste im Felde vom Kaiser Dao kuang mit denn Titel „Ba tu lu" (Tapferer) beschenkt wurde, was im kaiserlichen China etwa unserem Orden „pour le mérite" entsprach. Yang soll seine kriegerischen Lorbeeren der Taktik zu verdanken haben, daß er sich zu Beginn eines jeden Gefechtes mit einem
großen Säbel bewaffnet hinter seinen Soldaten aufstellte und jeden niederschlug, der zurückweichen wollte.
Das Nichtanerkennen der Verdienste von Fremden ist eine typische Eigenschaft der Chinesen. 1908 hat sogar eine größere Pekinger Zeitung behauptet und mit Zeich-
nungen zu beweisen versucht, daß ein Chinese aus Canton schon im Jahre 1898 Zeppelins lenkbares Luftschiff erfunden habe.
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