National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Meine Tibetreise : vol.1 |
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und zwar nicht Kissen zum Daraufsitzen, sondern Schabracken, die unter den
Bocksattel zwischen dessen Holzgerüste und die Roßhaar- und Filzpolsterung
der chinesischen Sattelung gelegt werden. Eine andere Spezialität in Teppichen,
die viel von den Mongolen verlangt und von Ning hsia aus weit nach Tibet
hineingeschleppt wird, sind die Lamasitze, „kagama" oder „bramsi" (tibetisch),
kleine quadratische Teppiche, 0,60 x 0,60 m für sich allein oder mit einem 0,70 m
hohen, daran anschließenden Rückenstück. Bei den mongolisch-chinesischen
Knüpfteppichen von Ning hsia wird heute zu der den Grund bildenden Kette
nur noch europäisches Baumwollgarn verwendet und in der Färbung haben
leider bereits Anilinfarben sehr viel Unheil angerichtet. Die alten einheimischen
oder aus Tibet stammenden echten Farben Rot, Gelb, Indigoblau und deren
Mischungen genügen den Leuten nicht mehr, und mit Stolz erklärten mir die
Meister, daß sie jetzt auch europäische Farben benützen. Nur der Indigo war
noch natürlich; er wird aber wohl mittlerweile auch durch den künstlichen
ersetzt worden sein. Außer durch die Teppiche ist Ning hsia noch durch seinen
Filz und sein Hanfpapier bekannt. In und außerhalb der Stadt werden diese
von Chinesen und Mohammedanern verfertigt. Seit alter Zeit hatte die Stadt
feine, weiße Lammfellmäntel an den Kaiserpalast nach Peking zu liefern. Diese
mußten hübsch geringelt, aber auch langhaarig sein, da sie warm geben sollen.
Die Zimmer sind ja im strengen Winter in Nordchina mit seinem kontinentalen
Klima nicht durch Öfen geheizt; der Chinese hat nur den Kang, das mit langsam
weiterglimmendem Mist geheizte Ofenbett, auf dem er bei Nacht schläft und
bei Tag mit untergeschlagenen Beinen hockt und arbeitet. Die Mongolensteppen
in der weiteren Umgebung rings um die Stadt liefern für jene Pelze besonders
geeignete Felle 1). Diese werden in der Stadt gewaschen, mit Alaun und Salpeter
zubereitet und im gleichen Geschäft zu den rechteckig geschnittenen Mänteln
zusammengenäht. Jährlich werden über 60 000 Lammfelle verarbeitet.
Mein mehrtägiger Aufenthalt in Ning hsia fu wurde fast zu viel durch Be-
suche und Einladungen in Anspruch genommen. Mein bischöflicher Koch er-
laubte mir auch, den Stadtkommandanten (Tsch`eng schu ying) zum Essen ein-
zuladen. Er hatte den Rang eines Majors, war der Schwiegersohn von Tung fu
hsiang und erzählte mir allerlei vom „Tung da jen" (Exzellenz Tung). Er hatte
auch Photographien von ihm und von Yü hsien, dem berüchtigten Gouverneur
von Schan si, der in seiner Hauptstadt Tai yüan fu nahezu sechzig europäische
Missionare hatte köpfen lassen, deshalb auf die schwarze Liste gekommen und
1901 in Lan tschou fu ohne europäische Zeugen von den Chinesen enthauptet
worden war. Das Bild war ganz kurz vor der Hinrichtung aufgenommen und
zeigte den Gouverneur zusammen mit dem Generalgouverneur (Vizekönig) von
Lan tschou fu, beide in dicke Pelzmäntel gehüllt und mit 10 cm dicken Filz-
sohlen an den Schuhen, Yü hsien mit der Hand auf die Herzgegend gelegt und
verklärt nach oben sehend. Der Vizekönig zeigt nach oben gen Himmel. Die
Enthauptung wurde später im Beisein einer großen Volksmenge vollzogen,
der Kopf aber dann sofort wieder auf den Rumpf genäht, was die Familie aller-
dings noch sehr viel Geld gekostet haben soll. Vielleicht hat die Seele noch so
1) Die Mongolenschafe hier sind auch Fettschwanzschafe, die meist weiB sind und
nur die Köpfe schwarz haben. Das Gehörn steht weit auseinander. Das nordwest-
chinesische Schaf ist fast ganz dasselbe, nur wesentlich kleiner; es machte mir den Ein-
druck, nur eine vernachlässigte Rasse der Mongolenschafe zu sein.
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