National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Meine Tibetreise : vol.1 |
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Gegend deshalb wegen ihrer Räuber verschrieen ist, gab mir der Hsien von
Tschung wei zwei Soldaten zur Begleitung mit.
Die größte Schwierigkeit fand ich in der Beschaffung von Pferdefutter.
Öfters mußte ich die Tiere mit Hirse füttern, was gar leicht Verdauungsstörungen
bei ihnen hervorruft. Am zweiten Reisetage hinter Tschung wei sah ich auf
eine Entfernung von 40 km nur zwei Orte am Wege, mit je zwei Familien zu
je sieben Köpfen. Sonst gab es weit und breit keinen Hof und keine Ortschaft.
Auf den Höhen, die eine dünne Lößdecke zeigen, wächst sehr wenig Gras.
Mein Nachtquartier hatte ich in einem Gutshof, wo ein sechzigjähriger Chinese
patriarchalisch mit seinen zwei Frauen, drei Kindern und acht Kindeskindern
und einigen Verwandten als Knechten wohnte. Der Hof bildete eine kleine
Festung, so abgeschlossen war alles ; und seine Bewohner hatten ein kleines
Arsenal von Schwertern, Spießen und Gewehren. Sonst aber hatten sie trotz
ihres armen Landes wohl gar wenig von draußen, höchstens vielleicht den
Kattun zu ihren Sommerkleidern, ihre wenigen Eisengeräte und ihre Stroh-.
hüte. Das Vermögen des Mannes bestand in seinen Schafen und Ziegen. Aus
ihrer Wolle machten sie Pelzmäntel und Filze 1).
In Filzjacken und Filzmäntel kleidet sich im Winter ein großer Teil der
Bewohner von Kan su. Und was sie an Wolle dazu nicht verwenden, das ver-
kaufen sie an den Yang hang, an den Agenten der europäischen Firmen in Tientsin.
Mein Wirt, in dessen Privathaus ich an jenem Abend aufgenommen war,
war ein ungewöhnlich intelligenter Bauer. Er war in jungen Jahren weit „unter
dem Himmel", wie er sich ausdrückte, herumgekommen. Bei meiner Ankunft
versteckte er rasch alle seine Götterbilder, und erst, als er sah, daß ich in meinem
Gepäck einige chinesische Bronzegötter hatte, brachte er seine geliebten heimat-
lichen Penaten wieder heraus. Diese waren teilweise aus Ton, teilweise nur
kleine Brettchen mit den Namen von Schutzpatronen, von früheren Generalen
und Kaisern Chinas und von seinen Ahnen. Der Mann war sehr erstaunt, daß
es auch Ausländer gebe, welche die chinesischen Götter nicht schlecht machen.
Er war die ganze Zeit sehr freundlich gegen mich. Er wußte auch gar sehr zu
würdigen, daß er sein Vermögen nur den gesteigerten Wollpreisen verdankte,
welche die europäische Nachfrage hervorgerufen hatte, eine Ehrlichkeit, die
man auch bei dem höflichsten Chinesen selten antrifft. Sein Vater war in der
Rebellionszeit gänzlich verarmt und hatte ihm einen niedergebrannten Hof
zurückgelassen. Nun bestellte er nur zum allernotwendigsten Auskommen die
Felder, in der Hauptsache betrieb er Schafzucht.
Spät am Abend saß er noch still neben mir, schmauchte seine lange Metall-
pfeife und sah mir bei meinen Arbeiten und bei der Niederschrift des Tagebuches
1) Bei der Filzbereitung in Kan su wird erst die Wolle mit einem großen Bogen durch Anziehen und Losschnellen der Sehne aufgelockert wie bei der Verarbeitung von Baumwolle, dann wird die lockere Wolle auf einer Bambusmatte in gewünschter Dicke und Form sorgfältig mit der Hand aufgestreut und vorsichtig mit Wasser angefeuchtet, wozu der Chinese natürlich den Mund gebraucht, denn mit dem Munde einen fein verteilten Spray zu erzeugen, versteht der Chinese meisterlich, wie ja auch die chinesischen Laundry-Leute in England und Amerika nie anders ihre Wäsche anfeuchten. Weiterhin wird die Wolle in der Matte aufgerollt und nun erst mit den Füßen gepreßt und gerollt und zum Schlusse noch in der Bambusmatte in einen Bach gelegt. Der chinesische Filz ist sehr dick und schwer. Der größte Teil ist aber mit Sand oder Kleie beschwert und verfälscht.
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