National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Meine Tibetreise : vol.1 |
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4i.
sam dazwischen durchzwängt, wiederzusehen. Die Gegend ist wegelos und sehr
wenig übersichtlich. Es herrscht ein Labyrinth von Schluchten, und erst nach
tagelangen Umwegen fand ich den Fluß wieder beim Orte Da miao. Dort ist eine
kleine fruchtbare Talleiste mit einigen Resten von Befestigungen und einem alten
Soldatenlager, es zieht nämlich ein Zweig der großen Mauer als verwitterte Lehm-
mauer auf der rechten Seite des Hoang ho aufwärts bis nach Lan tschou fu.
Wo nur der steinreiche Grund in Da miao es erlaubt, wachsen zahllose Birn-
bäume, auf denen gerade große aromatische Birnen von der Art wie die harten
wachsgelben Schan tung-Birnen gepflückt und in ganzen Bootsladungen den
Fluß hinab verfrachtet wurden. Der Fluß ist dort reißend. Er hat eine Strömung
von über 2 m und teilweise 3 m in der Sekunde, ist keine 200 m breit und hinter
der schmalen Alluvialterrasse, auf der die Ortschaft steht, steigen links und
rechts kahle, felsige Berge bis zu 400 m über die Talsohle empor, ein wildes
und großartiges Bild.
Da miao hat etwa 100-120 Familien, zum größten Teil Mohammedaner.
Es hält einen Fährbetrieb aufrecht, auch befinden sich unweit davon Kohlen-
gruben, in denen eine schlechte Kohle gewonnen wird. Bis hierher können
allenfalls noch Boote von Tschung wei hsien heraufgezogen werden; auch diese
Strecke ist jedoch sehr gefährlich.
Als ich nach dem Ort Da miao kam, lagen einige Soldaten von Tung fu hsiang
darin, die seit der mißglückten Überrumplung der Burg ihres Herrn das ganze
Land abpatrouillierten und alle Hoang ho-Übergänge bewachten, um der ge-
flohenen Anführer habhaft zu werden. In wie großer Achtung und Furcht diese
Privatsoldaten bei allen Bewohnern standen, mußte ich leider hier gleich beim
Betreten meines Gasthauses erfahren. Die Tung fu hsiang-Leute waren gerade
in Kneipen oder am Ufer des Flusses, als der Wirt des einzigen Gasthauses
meine Karawane in seinen Hof führte. Meine Leute hatten abgeladen und
waren im Begriff, die freistehenden Räume zu beziehen, als jene Soldaten in
das Gasthaus zurückkehrten und, obwohl sie selbst nie etwas für ihr Quartier
bezahlten, erklärten, sie könnten nicht dulden, daß ein Fremder im selben Hofe
wie sie wohne. Es half nichts, daß meine Leute erwiderten, es sei doch genügend
Platz für beide vorhanden. Die Soldaten des Tung fu hsiang schlugen sofort
im Bewußtsein ihrer Übermacht auf meine Diener ein, ohne daß irgend jemand
von den Ortsansässigen dazwischen zu treten wagte. In diesem Augenblick
betrat ich das Gasthaus und verlangte natürlich sofort von den Polizeisoldaten
aus Tschung wei, die mich geleiteten, sie sollten die Parteien trennen. „Hier
können wir nicht einschreiten, dies sind Leute von Exzellenz Tung," erhielt
ich prompt zur Antwort. Mit den unglaublichsten Ausdrücken begannen die
Soldaten Tung fu hsiang's auf mich, den Fremden, zu schimpfen und einer
wollte mich gar von hinten auf den Boden reißen. Doch er hatte vergeblich
nach meinem Zopf gegriffen. Er hatte vergessen, daß Europäer keinen haben.
Ich war damit aber zur Selbstverteidigung gezwungen. Zum Glück gelang es
mir auch sogleich, einem meiner Angreifer die Waffe zu entreißen und dann die
ganze Gesellschaft mit Ausnahme von einem aus dem Hof zu drängen. Den
einen wollte ich durch meine beiden Polizeisoldaten verhaften lassen. Es war
aber nur noch einer von meiner „Schutzwache" in meiner Nähe und der machte
auf dem schmutzigen Boden des Hofes Ko tou vor mir und bat mich mit j ammer-
würdiger Stimme, so etwas von ihm nicht zu verlangen, er könne das auch
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