National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Meine Tibetreise : vol.1 |
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geschickt über den Randstein fährt , so schmetterte es dort, nur natürlich
unausgesetzt , den Kopf bald rechts bald links an die Wagenwand. Kein
Wunder , daß die chinesischen Mandarine so oft hundert Stockschläge bei
einem Deliquenten für ungenügend hielten. Bei jeder Ausfahrt bekam man auf
100 in schon hundert kräftige Püffe. Die Straßen waren dabei so eng, daß zwei
Karren nur mit Mühe aneinander vorbeifahren konnten). Es gehörte darum
viel Geduld dazu, sich den Verkehr anzusehen und eine Spazierfahrt zu wagen.
Die Stadt ist sehr dicht bebaut, mit sehr schmalen Höfen zwischen den stets
einstockigen Gebäuden. Größere Areale nehmen nur die verschiedenen Amts-
gebäude ein; das des Generalgouverneurs und das des Provinzschatzmeisters
haben hübsche Parkanlagen. Im Osten, Süden und Westen der eigentlichen
Stadt Lan tschou schließen sich noch große, gleichfalls ummauerte Vorstädte
an, die heute auch bis auf den letzten Platz von Häusern bedeckt sind. Trotz-
dem schätze ich die Bevölkerung zusammen mit verschiedenen anderen Kennern
der Stadt auf nur 100 000, höchstens 120 000 Einwohner 2).
Lan tschou fu's Hauptgeldquelle liegt in seiner Tabakindustrie. Der so-
genannte Lan tschou schui yen, d. h. Wasserpfeifentabak, der grünlich gefärbt
ist, auf der Zunge stark beizt und sehr fein geschnitten, fast pulverig in den
Handel kommt, wird hier hergestellt. Er wird von den Chinesen sehr hoch
geschätzt und seit Jahren weit nach dem Süden, nach Se tschuan und in das
Yang tse-Tal versandt. In der nächsten Umgebung der Stadt, auf den durch
große hölzerne Schöpfräder (Tafel XXXI) berieselbar gemachten Feldern,
wird fast nur Tabak angepflanzt 3). Es ist eine Art, die ich weiter im Süden
nicht gesehen habe, mit breiten, dicken, dunkelgrünen und glänzenden Blättern.
Die Pflanzen werden im Herbst sehr vorsichtig aus der Erde gezogen und
unter Strohdecken getrocknet, damit sie die grüne Farbe behalten. Etwa
zwanzig große Hang (Manufakturen) neben siebzig kleinen sind am Platze.
In ihnen werden dem Tabak noch allerlei Ingredienzen zugesetzt und die Blätter
unter viel Hung ma (Leinölzusatz) zu 1-2 cbm großen Würfeln zusammen-
gehämmert und -gepreßt. Zu gewissen Zeiten sieht man überall an den
Straßen kräftige Arbeiter, die solche Würfel mit einem langen Hobel in täg-
lich bis sechzehnstündiger Schicht kleinschneiden. Der Handelswert betrug
noch in der Stadt 2-3 000 000 Mark.
Jahrelang war in Lan tschou auch eine mechanische Tuchweberei in Betrieb,
die noch in den siebziger Jahren vom großen Vizekönig Tso ts`ung tang errichtet
Wie ich mittlerweile erfuhr, soll jetzt das Gouvernement damit umgehen, die Hauptstraßen, die bisher gepflastert waren, zu makadamisieren. Da die Chinesen wenig Sinn für Unterhaltung haben, so wird das wohl nur für kurze Zeit eine Verbesserung bedeuten.
Kreitner, „Im fernen Osten" schätzt die Bevölkerung auf eine halbe Million. Rockhill, „the land of the lamas" glaubt an 70-80 000 Einwohner, Grenard 76 000 Einwohner, Bell an 40 000 Häuser, Richard's, „Comprehensive Geography of the Chinese Empire", 1908: 500 000 Einwohner; Filchner in „Bilder aus Kan su", 1912: 3-400 000 Einwohner. Die hohen Zahlen sind schon deshalb unwahrscheinlich, da nach dem Zensus von 1910 ganz Kan su nur etwa 4 000 000 Einwohner hat und nach dem Zensus von 1831 der ganze Bezirk nur 468 000 Köpfe hatte.
Neben Tabak wurde etwas Reis und Baumwolle, Mohn, Weizen usw. gepflanzt, nur am Ufer des Hoang ho und auf den Inseln bedeckten Birnen- und Pfirsichwälder und Jujuben und Weinreben ein großes Areal.
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