National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Meine Tibetreise : vol.1 |
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155
Als ich den Fan tai einmal fragte, wie es komme, daß Tung fu hsiang noch
so viele Soldaten halten könne, wurde mir diese Tatsache sofort bestritten und
ich erhielt die Antwort : „Tung fu hsiang ist tot, ganz sicher ist er tot!" Und
die Mohammedaner in Da miao und der Mandarin in Tsing yüan sollten alle
gelogen haben. Ein Beamter im Fremdenamt sagte mir später, der Tsing yüan
hsien hätte wissen müssen, daß unter keinen Umständen zugegeben werden durfte,
Tung fu hsiang habe noch Soldaten; daß er es bejahte, könne ihn sein Amt
kosten, wenn ich ihn anzeige.
In Lan tschou fu fand ich meine große Bagage wieder, die mir durch die
Liebenswürdigkeit von Mr. Mason auf der direkten, großen Straße von Lung
tschü tscbai hierher gebracht worden war. Ich bekam hier endlich auch Post
aus der Heimat, die ersten Nachrichten, seit ich die Küste verlassen hatte.
Ich erfuhr wieder vom Fortgang des russisch-japanischen Krieges, von dem
die Mandarine in den Städten am Wege nur immer ganz Vages gehört
hatten. Keiner hatte ja Zeitungen, außer in Kuei hoa tscheeng hatte ich
auf meinem ganzen Weg auch keine Poststellen zur Beförderung von Brie-
fen getroffen. Die kaiserliche Poststelle in Lan tschou fu ist selber erst im
Sommer 1904 aufgemacht worden, arbeitete in den ersten Jahren noch sehr
unregelmäßig und schlecht und wurde nur wenig und nur von Europäern,
Missionaren, und einigen Küstenchinesen, die der Handel hierher verschlagen
hatte, benützt.
Schwer traf mich in Lan tschou fu die Botschaft von dem Tode meines hoch-
verehrten Lehrers Ferdinand von Richthofen. Zugleich mit der Todesnachricht
erreichten mich noch einige Briefe dieses besten Kenners der physischen Ver-
hältnisse Ostasiens. Er hatte mir kurz vor seinem Tode noch weitere Ratschläge
gegeben. Auch das Antwortschreiben der kaiserlich deutschen Gesandtschaft
in Peking auf die wiederholte dringende Bitte um neue Schutzbriefe und Emp-
fehlungen an die chinesischen Behörden kam hier in meinen Besitz. Als ich
im Mai im Orte Hoa yin miao von der Route abwich, die in dem mir aus-
gestellten Passe bezeichnet war, und ich von den Distriktsmandarinen nicht den
üblichen polizeilichen Schutz erhalten konnte, da hatte ich, wie erwähnt, aufs
neue meine Reisepläne der Gesandtschaft mitgeteilt und um Empfehlungen
nachgesucht. Diese Antwort hielt ich nun in Händen und auf sie hin mußte
ich jetzt meine Entscheidungen treffen, wieviel ich von meinem Programm
aufzugeben, was ich zu ändern hatte. Der Inhalt des ministeriellen Schreibens
war folgender :
Geehrter Herr Doktor!
Ihr Schreiben aus Hoa yin miao vom 7. Mai d. J. ist hier eingegangen. Zu meiner Verwunderung richten Sie darin von neuem das Ersuchen an mich, bei den chinesischen Behörden Schritte zu tun, damit diese Ihnen das Betreten des von tibetanischen Stämmen bewohnten Gebietes gestatten. Es dürfte Ihnen noch erinnerlich sein, daß Ihnen bei Ihrer Anwesenheit in Peking im Herbst 1903 klar gemacht worden ist, daß die Chinesen ihren guten Grund haben, die Ausstellung von Pässen für Tibet zu verweigern. Das Wai wu pu würde also auch wohl kaum geneigt sein, das von Ihnen gewünschte Schreiben an den Amban in Hsining fu zu richten. Ferner habe ich im Laufe des vergangenen Jahres Sie und Herrn Leutnant Filchner mit Rücksicht auf die in Tibet und dessen Nachbarländern herrschende Unsicherheit wiederholt vor der Bereisung tibetanischen Gebietes gewarnt.
Nach vorstehendem ist es mir nicht verständlich, daß Sie jetzt von neuem mit einer derartigen unerfüllbaren Bitte an mich herantreten. Gerade jetzt sind unter
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