National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Meine Tibetreise : vol.1 |
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I!
gibt dort Wäldchen an den Hängen zwischen den Felsen, und aus einer engen
Schlucht sprudelt munter ein Bergbach. Die Kan su-Bewohner wissen wie
wir, wo es hübsch ist.
Hinter Kin hsien hatte ich an den darauffolgenden Tagen diesen felsigen
Bergzug, den Hsin lu schan, die Fortsetzung des durch frühere Reisende be-
kannt gewordenen Kwan schan, zu queren, der aus Graniten und kohlenflöz-
reichen Kalken und Sandsteinen zusammengesetzt ist. Weit hinauf überziehen
Lößmassen die Hänge; aber die Gipfel sind auch hier frei von dieser gelben
häßlichen Decke. In einer Höhe von 2800 m war ich aber noch nicht über den
Dunst und Staub hinausgekommen, der nun schon 11/2 Monate, seit Ende Oktober,
als es zum letzten Male geregnet oder vielmehr geschneit hatte, die Berge und
Täler in einen blauen Duft hüllte. Wolkenlos strahlte täglich der Himmel;
doch war die Fernsicht so beschränkt, daß der Horizont und alle Bergumrisse
nur unscharf zu erkennen waren. Hinter, d. h. südwestlich von diesen Bergen —
sie bilden nur eine schmale kulissenartige Kette — ist man im Becken der Unter-
präfektur Di dao tschou und im Bereich des Tao ho, eines der bedeutendsten
Nebenflüsse des Hoang ho. Auch in diesem Becken ist überall Löß zu finden,
der aber nicht sehr dick (etwa 40 cm) ist. Unter ihm kommen bald rote tertiäre
und meist horizontal liegende Tonschichten in großer Mächtigkeit. Aus diesen
ist heute die berg- und hügelreiche Landschaft modelliert und das bei der Stadt
Di dao mehrere Kilometer breite Tal geschnitten.
Di dao tschou gehört zu den guten Städten von Kan su. Es mag 15 000 bis
20 000 Einwohner haben, besitzt dreißig Tabakmanufakturen, viel Holzhandel,
der mit den Fichtenwäldern der südlichen Berge im Zusammenhang steht, und
ist über den Kwan schanl) durch eine Fahrstraße mit der Stadt Lan tschou
verbunden. Zwei wichtige Straßen führen von hier weiter nach Süden und nach
der Provinz Se tschuan; die eine über Min tschou und die andere über Kung
tschang fu.
Die Stadt Di dao liegt bereits an der Grenze von China. Zu den Chinesen und
Mohammedanern tritt ein neues Volkselement, die Tibetaner. Noch in der Stadt
selbst wohnt ein tibetanischer Fürst, der sogenannte Kia (spr. Dia) oder Tiao Tu
se2), der eigene Untertanen hat. Es gibt im Bezirk von Di dao Familien, die dem
Kia Tu se eine Art Kopfsteuer bezahlen, solche, die dem nächsten Fürsten, dem
Yang Tu se von Dschoni bei Tao tschou gehören , und dazwischen wohnen
gewöhnliche und mohammedanische Chinesen, die dem Tschou, dem Unter-
präfekten von Di dao untertan sind3). Diese Tu se gehören zum alten tibetischen
oder mongolischen Adel, sie haben eigene Jurisdiktion, werden aber von den
chinesischen Beamten, denen in der Provinz fern von Peking jegliche Begriffe
für Adel abgehen, von oben herab als Barbaren behandelt. Bei Einladungen
müssen die Tu se — auch wenn sie Inhaber von hohen Mandarinenknöpfen
sind — unten am Tische unter dem jüngsten Leutnant sitzen. Bei einer Erb-
folge müssen sie ihre Anerkennung durch große Geldzahlungen an die Pro-
~
Ein Teil des eben beschriebenen Bergzuges Hsin lu schan. Wie schon früher gesagt, kennt der Chinese keine Bergketten-, sondern nur Berggipfelnamen.
T`u se oder t`u sse (nicht zu verwechseln mit tu se = du se, Hauptmann) ist die chinesische Bezeichnung der erblichen und seßhaften tibetischen Fürsten.
Der Bezirk Didao soll 1831 71 432 Familien oder 516 000 Einwohner gehabt haben.
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