National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Meine Tibetreise : vol.1 |
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4tv
für den Spott sorgen. Die steifen Wachsgesichter der chinesischen Gentlemen
erhielten nun Leben. Vorher hatte nur immer einer geredet und die anderen
hatten inzwischen je nach dem verfügbaren Platz, bald von links nach rechts,
bald von vorn nach hinten, bald schräg in der Diagonale mit ihrem Oberkörper
langsam bin und her gewackelt, wie Porzellanfiguren, immer mit verbindlichem
Lächeln — mir war zuletzt ganz schwindelig geworden. Jetzt lebten sie alle auf.
Der Bann war gebrochen. Trinkspiele wurden begonnen. Jeder wollte eine
lustige Anekdote zum Besten geben. Scherzrätsel und witzige Sprüche tauchten
auf, auch bissige Geschichtchen, wie der Mandarin Soundso seine Vorgesetzten
und Untergebenen zum Narren hatte und ein golden Brünnlein auf seinen Acker
leitete. Man ging auch nach dem Essen nicht gleich auseinander, wie es bei
steiferen Diners sonst immer der Fall ist, j a eigentlich zur guten Sitte gehört.
Im Nebenraum wurden japanische Zigaretten und Tabakpfeifen, auch Reis-
wein angeboten, und in einer Ecke auf einem Kang, wo der Hausherr seiner
Nachtruhe pflegte, gab es einen Platz für Opiumliebhaber. Die Pfeifen waren
wie gewöhnlich schon von der Dienerschaft vorbereitet. Reihum war erst das
Opium angeboten worden, mir, dem Ehrengast, zuerst. Ich dankte natürlich
verbindlichst. Ich hätte schon gar nicht sicher gewußt, wie man damit umgeht,
denn Opiumrauchen ist eine Kunst. Aber der zweite, der Oberst, dann der
Major bis hinab zu den Leutnants mit den verbrannten Stiefelsohlen, sie alle
legten sich hintereinander auf den mit einem feinen Turkistaner Knüpfteppich
bedeckten und von unten mit getrocknetem Pferdedung geheizten Kang, hoben
mit beiden Händen die reichgezierte Opiumpfeife empor, die anderen Gäste und
den Hausherrn mit einem stummen Nicken gewissermaßen einladend, taten dann
ein paar Züge, und die Pfeife ging weiter an den nächsten. Witziger und ange-
regter als zuvor nahmen darauf die Opiumraucher wieder an der allgemeinen
Unterhaltung teil.
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Abb. 13. Ein Yidam, einer der Schutz-
götter mit Gebetsglocke und Dordyi
in der Hand (Bronze).
Die Figur wird auf den Mund eines Kranken gesetzt und der Kranke nimmt durch den Mund des Gottes hindurch seine Arzneien ein.
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