National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
| |||||||||
|
![]() |
Meine Tibetreise : vol.1 |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
•
E r r. | sohlige Seitental nach Süden ritt. Nur 25 km von der Stadt Hsi ning liegt das berühmte Kloster, und doch, wie anders als in Hsi ning und im eigentlichen China sieht es dort herum aus! Landschaftlich bietet der Weg und auch die nähere Umgebung des Klosters wenig Anziehendes. Es ist die gleiche, wirr in zahllose Täler zerrissene Hügel- und Berglandschaft aus roten, tertiären Tonen und lockeren Sandsteinen mit einem Lößmantel darauf wie um Hsi ning fu. Dazu sind die Berge in der Umgebung des Klosters fast baumlos, manchmal sogar vollkommen kahl. Aber die Menschen sind dort andere als in der Chinesen- stadt. In Sprache und Sitten weichen sie von den Chinesen ab. Je näher ich dem Kloster kam, desto mehr traten die indigoblau gekleideten Chinesen zurück und machten echten Mongolen Platz, die in phantastisch aussehenden, meist gelben langen Röcken steckten und auf hochstelzenden Kamelen daherschaukelten. Tibeter, Tibeterinnen in wechselvollem, wildem Aufzug, zu Fuß, zu Pferd, in Gruppen oder allein reisend, bald fröhliche Lieder singend und lachend und scherzend, bald ernsthaft und betend, füllten die vielen Wege und Pfade, die alle zum Kloster führten. Wer von den tibetischen Um- wohnern Schmuck und schöne farbige Kleider besitzt, legt diese zur Butterfest- woche an und zieht damit nach Gum bum gomba, um für die Zukunft den Segen der Götter zu erflehen und auch, um zu sehen und sich sehen zu lassen, um Freunde zu gewinnen und zu zeigen, was man besitzt und ist. Das Kloster Gum bum liegt im Grunde eines kleinen und wenig tiefen Seiten- tales versteckt. Man begreift erst nicht, wie gerade hier, an einem wasserarmen Bachrinnsal, eine solch gewaltige Klosteranlage entstehen konnte. Weit bessere und geeignetere Plätze wären doch nicht weit davon zu finden gewesen. Keines- wegs ist der Platz von der Natur bevorzugt. Das Kloster steht abseits vom Großverkehr. Für Wagen ist es schlecht erreichbar. Das Tälchen, in dem es liegt, hat einen schmalen, steilen Erdriß als Sohle, der den Verkehr auch noch innerhalb des Klosters erschwert. Aber weitaus die meisten tibetischen Klöster liegen fern von den großen Handelswegen in stillen weltabgeschiedenen Berg- schluchten. Das blühende mönchische Leben in Tibet sucht noch immer Ruhe und Abgeschlossenheit gegen außen, es will sich vom Weltgetriebe fern halten, das sündhaft ist und Versuchungen aller Art mit sich bringt. Außerdem sind in der Regel die tibetischen Klöster aus Einsiedlerklausen entstanden, in die sich fromme Gläubige einst zurückgezogen haben. Langsam und allmählich wurden daraus die heutigen ausgedehnten, stadtähnlichen Anlagen. Gar manches an dem lamaistischen Buddhismus Tibets erinnert, wie schon die beiden Lazaristen Huc und Gabet gefunden haben, an das Christentum des frühesten Mittelalters. Viele Tibeter führen ein asketisches Leben, das dem der alten Styliten ähnelt. Das Volk ist tief religiös veranlagt. Die europäischen Reisenden, die schon so viel Böses von tibetischen Mönchen mitzuteilen wußten, taten diesen sicherlich meist bitter unrecht. Die Tibeter sind stark in ihrem Glauben, wie der beste Christ bei uns. Freilich, es ist schwer, als Europäer in ein tibetisches Kloster im Alltagsgewand hineinzusehen. Wenn wir es zu kurzem Besuch betreten, dann geht es dort meist zu wie in einem aufgestörten Bienen- schwarm. Zumal in den Klöstern, die an der nordchinesischen Grenze liegen, glaubt jeder Lama bei unserer Annäherung, sein ganzer Glaube und seine Heilig- tümer seien in Gefahr, etwa wie wenn in alter Zeit eine Türkenschar gegen eines unserer abendländischen Klöster anrückte. Gerade in tibetischen Klöstern | |
211 | ||
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
|
Copyright (C) 2003-2019 National Institute of Informatics and The Toyo Bunko. All Rights Reserved.