National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Meine Tibetreise : vol.1 |
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zogen. Der Du kang, die schon erwähnte riesige Gebetlesehalle, die plump
und massig in nur 4-5 m Abstand quer vor dem Golddachtempel liegt, ist das
Zentrum für den Kult des ganzen Klosters. Alle tibetischen Klöster haben
einen solchen Du kang und in allen ist der Du kang das Hauptgebäude. Er
ist der Ort, wo die Mönche sich täglich zum Gottesdienst versammeln, wo die
Messen zur Ehre des Hauptbuddhas gelesen werden. Er entspricht dem großen
Kirchensaal in unseren Klöstern, mit dem wichtigen Unterschied, daß er für
Laien so gut wie nicht zugänglich ist.
Vor der Lesehalle führt eine Holzbrücke über die schluchtartig eingeschnittene
Sohle des Klostertälchens. Auf ihr kommen die Mönche von ihren Wohnungen 1)
auf der anderen Talseite zu den Gebetsübungen herüber. Betritt man von dort
aus das Gebäude der großen Halle, so gelangt man zuerst in einen nur etwa
10 m tiefen, aber sehr breiten, offenen Vorhof, um den ringsherum ein gedeckter,
kreuzgangartiger Umgang läuft, der nach innen zu Säulen hat und dessen Wände
mit Fresken bemalt sind. Nur dieser Hof ist — wie bei den ältesten christlichen
Kirchen — für das allgemeine Laienpublikum zugänglich. Eine breite kupfer-
beschlagene Türe, an der allerlei mythische Zeichen und viele Hakenkreuze
zu sehen sind, führt von dort weiter in den Hauptraum. Über dieser Tür, hoch
oben auf dem flachen Dache, ragt ein großes goldenes Rad in der Form eines
Steuerrades, das Symbol der Lehre Buddhas, links und rechts flankiert von
zwei goldenen Gazellen, dem Symbol der Predigt Buddhas im Gazellenwalde
zu Benares. Im Inneren dieses Hauses wird das Rad der Religion gedreht,
d. h. die wahre Lehre gelehrt.
Durch die kupferbeschlagene Türe gehen Abt und Mönche ein und aus.
Tritt man durch diese Pforte in den großen Kirchenraum ein, so sieht man vom
Eingang aus einen breiten freigelassenen Gang, der nach hinten zu den an der
Rückwand aufgestellten Altären und Götterbildern führt. Dieser Gang ist
gewissermaßen das Kirchenschiff. Links und rechts von ihm, vom Eingang
bis nach hinten, liegen lange Kissenreihen am Boden, auf denen die Mönche
bei den gemeinschaftlichen Gebeten und Messen Mann an Mann mit unter-
geschlagenen Beinen sitzen und im Chorus aus den Gebetbüchern vorlesen.
Der ganze Innenraum hat gedämpftes Licht, und als ich ihn zum erstenmal
betrat, war ich gar sehr davon enttäuscht. Nach den großen äußeren Aus-
messungen des zwei Stockwerke hohen Gebäudes hatte ich einen wunderbaren
Saal erwartet. Es war mir j a auch gesagt worden, daß über 2000 Mönche darinnen
die Litaneien lesen. Was ist nur aus all dem Raum geworden? 2)
Hinter, d. h. vom Eingang gesehen links und rechts von den ersten Polster-
reihen des Mittelganges zieht eine Reihe Holzsäulen den Sitzen parallel nach
hinten. Sie schließen gewissermaßen das Schiff nach den Seiten ab. In einem
mäßig großen Abstand von dieser ersten Säulenreihe folgt eine zweite, die
gleichfalls von vorn nach hinten läuft, dann eine dritte und so fort; kurzum,
der ganze Kirchenraum ist wie die meisten nordtibetischen Häuser nach chinesi-
schen Baugesetzen konstruiert und in lauter Travées, in Abteilungen (chin.
tch`ien oder kien), die durch die Länge der Deckenbalken bestimmt werden,
aufgeteilt. Entsprechend der holzarmen Gegend sind die Deckenbalken hier
~~.
Dschraschak genannt, geschr. : grwa tschang = Quartier einer Mönchsabteilung.
Der Raum hat 108 Säulen und weit über 2000 qm Bodenfläche.
15 I.
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