National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Meine Tibetreise : vol.1 |
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Totenköpfen und war mit viel Silber und Gold geschmückt. An seinem Hinter-
kopfe flatterten lange farbige Seidenschärpen, von den Spitzen seiner Hörner
züngelten goldene Flammen. Die Mongolenfürsten, ich und der Kambo ließen
ihm einen großen Khádar und etwas Silber überreichen. Die beiden Dummen
Auguste befestigten die überreichten Schärpen an seinen Hörnern, während
viele Tibeter ihm einen Ko tou machten. Dann, in der linken Hand eine große
Seemuscheltrompete mit einem Khádar und einer Fangschnur (Schleuder), in
der rechten eine Keule mit einem Totenkopf schwingend, hopste und sprang
; auch dieser Götze, der gefürchtete Herr der Toten, in dem Hofe herum, nicht
viel besser als ein vermummter Südseeinsulaner. Bald folgten ihm noch acht-
,,; zehn ähnlich aussehende Scheusale, die in der linken Hand meist das Schädel-
dach eines Menschen hielten, in der rechten einen dreikantigen Dolch, Purbu,
schwangen. Nach langem Umhertanzen, Drehen und Schaukeln im Takte der
1) 1722-1735. Es scheint die Rebellion des S. 190 erwähnten Lobzang Dandsin gemeint zu sein, doch ist die Eroberung von Tibet von 1719 damit verquickt.
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Zimbeln, wobei die über und über seidegestickten Brokatgewänder gleißend in
der Sonne schillerten, setzte sich endlich der Totengott auf den kleinen Teppich
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in der Mitte des Platzes, nahm ein langes Messer zur Hand, stach der aus Tsamba-
teig geformten menschlichen Figur ins Herz und zerschnitt sie darauf in lauter
kleine Stücke. Währenddem hatten sich alle die achtzehn anderen Teufels-
li die Hirschköpfe, Yakköpfe, Tiger-, Löwen-, Affen-, Geiermasken im
Kreise um den König und Herrn des Totenreiches gelagert. Langsam im Takte
sich drehend verschwanden nach dieser Zeremonie und nach einem neuen
Reigen um den ganzen Hof die wilden Gestalten im Theatertempel. Drei neue
Hirschköpfige tanzten nochmals, immer rasender, immer wilder mit ihren
Geweihmasken schlagend, endlich waren auch sie verschwunden. Die reichen
Gewänder, die glitzernden Masken, die sonderbaren Bewegungen gaben inmitten
der bunten Zuschauermenge bei dem in den Augen beißenden Weihrauch ein
ganz einzigartiges Bild. Hätte die Aufführung nicht über zwei Stunden gedauert,
so hätte man an irgend einen Spuk glauben können (Tafel XLVI).
Still, ohne Beifall, ohne besondere Bewegung hatte das Volk zugesehen.
Die einzelnen Tänze dauerten sehr lange, wollten schier nicht enden. Als der
Abt den Festplatz verlassen hatte, zerstreute sich das Volk wieder. Die Mönche
aber mit dem Abt an der Spitze versammelten sich noch zu stundenlangen
Gebeten in der Du kang-Halle.
Frägt man nach dem Sinn dieser Aufführung, so können die wenigsten
eine Erklärung geben. Einige Lama, die ich aushorchte, sagten mir nur : „Die
menschliche Figur auf dem großen Holzteller stellt den Herzog Mien vor, der
zu Kaiser Yung Tscheng's Zeit 1) hierher kam und Nordosttibet eroberte, während
gleichzeitig Herzog Yo über Se tschuan nach Lhasa zog. Mien gung ye war
ein sehr grausamer Eroberer. Er hat die acht damals in Gum bum wohnenden
Hutukhtu zu sich kommen lassen und zu ihnen gesagt: ,Da ihr ja Götter sein
wollt und als Götter alles zu wissen vorgebt, so sagt mir, wann ihr sterben
werdet.' ‚Morgen,' antworteten die Hutukhtu. ,Nein, heute,' schrie sogleich
der Herzog und ließ ihnen alsbald vor seinen Augen den Kopf abschlagen.
Und der böse mandschurische Herzog lachte dazu aus vollem Halse und sagte:
,Götter müssen wissen, wann sie sterben, das kann man von den Göttern ver-
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