National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
| |||||||||
|
![]() |
Meine Tibetreise : vol.1 |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
~
4
;
~
schlagen. Bald fand sich Kleie, bald sogar Sand in dem bestellten Mehl oder
im Reis. Die Kan su-Leute sind gewohnt, im kleinsten kontrolliert zu werden;
bei mir, hofften sie, werde das nicht der Fall sein. Nie traut ein Chinese dem
anderen. Bei den Handwerkern wie bei den Händlern in Hsi ning fehlte es
an jeder Verläßlichkeit.
Vollends bei der Bezahlung wurde meine Geduld aufs äußerste angespannt.
Bald schien einem die verwendete Silberwage ungenügend und ungenau, bald
das Silber und das Kupfergeld zu schlecht. So verlangte einmal ein Filzmacher,
daß ich ihn in drei verschiedene Läden begleite, um die Silberbrocken, auf die
er als Bezahlung Anspruch hatte, nachwiegen und auf ihre Güte untersuchen
zu lassen — in allen drei Läden war natürlich das Gewicht etwas verschieden -
und als ich ihm das höchste Gewicht gegeben hatte, war der Mann noch
nicht überzeugt, daß er wirklich nicht zu kurz komme, denn er wollte plötzlich
alles in Kupfergeld, also in einzelnen Cashstücken bezahlt haben. Er war erst
zufrieden, als er an meinen Kupfercashstücken, die ich von der nächsten Bank
eingewechselt hatte, nach langem Zählen 8 pro Mille weniger als bei der orts-
üblichen Bezahlung herausgefunden und nachgefordert hatte.
Als ich wegen dieser zeitraubenden Handelsusancen nur noch durch meine
chinesische Bank bezahlen wollte, gab es erst recht viele Nörgler, weil das Silber,
das die Bank auf meine Anweisungen auszahlte, nicht gleich gut und rein war
wie mein Silber, das ich von Lan tschou und von der Küste mitgebracht und
an die Bank abgegeben hatte. Zahlte ich aber direkt, so erschien mein Silber
dem einen zu weiß und blank, dem anderen zu gelb oder zu grau. Wie oft ging
ich doch in jenen Tagen zum Schmied, um einen Silberbrocken im Wert von
nur 3 oder 4 Mark zu zerhauen, um wieder und wieder zu zeigen, daß mein
Silber wirklich rein war und daß sich kein Blei in seinem Innern befand.
Mein Hof, in dem die Maultiere und Pferde angepflöckt standen, glich in
diesen Tagen einem kleinen Feldlager. Sattler und Zeltmacher, Schuster,
Schreiner und Schmiede hatten um mich her ihre Werkstatt aufgeschlagen.
Meine ganze Karawane wurde so ausstaffiert, daß sie sich in nichts von einer
gewöhnlichen Tibetkarawane unterschied. Nirgends durfte ein Fleckchen
Europa heraussehen. Dem mißtrauischsten Tibeterauge sollte auch nicht das
kleinste Fremdartige daran auffallen.
Ich hatte hauptsächlich der Kosten wegen beschlossen, als Tragtiere für
die Lebensmittel Yakochsen zu verwenden (Tafel LIX). Diese tragen wohl
sehr wenig, gehen sehr langsam und machen nur kleine Märsche pro Tag, aber
ihr Anschaffungspreis ist geringer und sie verlangen viel weniger Pflege und Be-
dienung als Pferde. Und wollte ich denn nicht die Gegenden langsam durch-
reisen, um sie genau kennen zu lernen? Die Yak sind die ureigensten Trans-
porttiere Tibets. Sie sind an seine mageren, nur kurz stehenden Weiden ge-
wöhnt, und jeder Eingeborene, der auf größere Strecken Lasten durch Tibet
zu befördern hat, bedient sich ihrer.
Von meiner verunglückten Winterreise an den Kuku nor her hatte ich schon
acht Yak, die meinen Stamm bildeten. Mein Diener Tschang erhielt jetzt den
einträglichen Auftrag, mit einem Mohammedaner zusammen bei einem mir
bekannten Lama oben auf der Steppe am Kuku nor noch einige vierzig Yak-
ochsen herauszusuchen und für meine Rechnung aufzukaufen. Er wurde von
den anderen Dienern nicht wenig darum beneidet. Für diese vierzig Yak und
259
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
|
Copyright (C) 2003-2019 National Institute of Informatics and The Toyo Bunko. All Rights Reserved.