National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Meine Tibetreise : vol.1 |
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kleinen Garnison. Es ist zur Hälfte noch von Chinesen, zur anderen Hälfte be-
reits von Tu fan, d. h. ackerbautreibenden Tibetern, bewohnt und liegt wenige
Kilometer südlich von dem meinen Lesern schon aus Kapitel VI bekannten
Kloster Gum bum. Hier endet der Löß und hier endet auch der chinesische
Karrenweg. Von hier an kommt man nur mit Tragtieren weiter.
Gleich hinter diesem Ort passierten wir bei Sonnenaufgang am folgenden
Tage einen niederen Wall und ein kleines Wachhaus mit einigen zerlumpten
Soldaten, und überschritten damit die Landesgrenze der fleißigsten Acker-
bauern unseres Planeten, die Grenze des Landes der Mitte, und zogen in das
Reich der Steppen und Gebirge ein. Hier beginnt also Tibet.
Schon hinter dem Mäuerchen schien alles Land unbebaut, wild und herren-
los zu sein. Bald ging es steil in einer engen Felsschlucht aufwärts und vielfach
recht mühsam über glatte Eismassen, die gletscherartig den ganzen Talboden
ausfüllten. Oft mußten Leute vorausgeschickt werden, um für die Tiere Tritte
ins Eis zu schlagen und mit Erde und Sand zu streuen. Trotzdem stürzten
viele der Tiere, rutschten hilflos auf ihren Knieen die Eishänge hinab, zer-
brachen ihre Sättel an den Felsblöcken und Felsecken an den Talseiten, mußten
mühsam ab- und wieder aufgeladen werden. Schon hier blieb ein Yakochse
mit verrenkter Schulter liegen und mußte geschlachtet werden. Der kleine
Bach, der jene Talschlucht durchfließt, hatte uns dieses Hindernis in den langen
Wintermonaten in den Weg gelegt. Er hatte sich nicht geduldig durch die
Winterkälte in Fesseln schlagen lassen, sondern, ein gewalttätiger Geselle,
wieder und wieder, bald hier bald dort, die Eismassen, die sich gebildet, durch-
brochen, überschwemmt, verdickt und erhöht, bis sein Werk so groß wie ein
Gletscher aussah.
Und dennoch kletterte meine Karawane schon um die Mittagszeit an dem
steilen und schmalen PaBweg des La tsche- Gebirges, des Lao ye schan, wie die
Chinesen sagen, in einer Höhe von über 3800 m.
Der Gebirgszug, den ich damit überschritt, gehört der langen Kette an,
die sich aus der hochplateauartig verebneten Gebirgsmasse am Kuku nor heraus-
schält und die in der Gegend von Lan tschou tu unter den pliozänen Tonen
und dem Löß von Nordchina endigt. Ich habe diese Kette im ganzen an sechs
verschiedenen Stellen überschritten. Sie zeigt, wie noch einige andere Ketten,
die aus dem nördlichen Teil des Hochlandes von Osttibet heraustreten, gegen
Osten ein allmähliches Abnehmen der Höhe. Sie verneint wie alle anderen Züge,
die nördlich des 32. Grades n. Br. liegen , die Richthofensche Theorie eines
scharfen Abbrechens des tibetischen Hochlandes, einer Landstaffel, gegen China.
Unterhalb von Hsün hoa ting schan wird die Kette des Lao ye vom Hoang ho
durchbrochen. Weiter oben bildet sie die Wasserscheide zwischen dem Hsi ning-
Fluß und dem Hoang ho.
Der Weg über diesen Paß war schlecht. Die Tiere keuchten jammerwürdig
unter ihren Lasten und wir kamen nur ganz langsam vom Fleck. Jeden Augen-
blick stockten die Armen, um nach Atem zu ringen. Ruckweise nur war der
Fortschritt.
Ich hatte für die ersten Marschtage noch beinahe drei Dutzend Maultiere
zu meinen eigenen Tieren dazugemietet; so bot sich meinem Auge eine impo-
nierende Linie, die den Steilhang emporkletterte. Wie ein riesiger Wurm, der
sich mühselig windet und verzweifelt bald nach rechts, bald nach links krümmt,
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