National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Meine Tibetreise : vol.1 |
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„denn die Leute rasten, ohne Tee zu kochen, und sie lagern abseits von der Straße und hocken ohne Waren und Ochsen hinter Deckungen.” Es wurde viel geräubert in diesem menschenleeren Tal, das wußte schon Tsch`eng, aber nie hatte er von solchen Massen Wegelagerer gehört. Und nur durch diese hohle Gasse ging der Weg nach Kue de. Mein Tsch`eng und mein Me wußten keinen anderen. Sie kannten auch keinen Schleichpfad nach Hause. Sie waren noch nie in den Bergen herumgeklettert, obwohl diese doch nur wenige Stunden von ihrer Heimatstadt entfernt lagen. Auf gut Glück ritten wir ein Stück zurück und folgten dann eilig einem kleinen Seitentälchen, das gegen Norden lief. Es war eng und gewunden und in seinem Grunde keine Wegspur zu erkennen. Vielleicht, so hofften wir, behält es seine Richtung bei und mündet schließlich in den Hoang ho, den wir in der äußersten Not mit den Pferden durchschwimmen können. Vielleicht geraten wir aber dadurch erst recht in die Falle. Wir hatten jetzt aufgehört, die Ochsen zu schonen. Lang hingen die schwarzen Yakzungen zu den Mäulern heraus. Es sah zum Erbarmen aus, aber wir dachten nur noch an uns und unsere Rettung. Um etwas die Gesinnung meiner Begleiter zu erkunden, stellte ich die Frage, ob es nicht ratsamer sei, die Ochsen laufen zu lassen und noch beizeiten mit den Pferden allein ein Durchkommen zu versuchen. Davon wollte jedoch keiner der beiden etwas wissen. Wie damals auf der Filchnerschen Tibetreise, als bei Ngaba die Tibeter in hellen Haufen zu Fuß und zu Pferd auf uns an- rückten und Leutnant Filchner, um dem drohenden Gefecht auszuweichen, Befehl gab, die Ochsenkarawane preiszugeben und mit den Pferden nach der chinesischen Grenze durchzubrechen, so deuteten auch jetzt meine Begleiter verächtlich nach ihrer Wange und gerieten sogar gewaltig in Harnisch über solch eine Zumutung. Man spricht so oft wegwerfend von dem Mut der Chinesen, aber Kan su-Chinesen wie Tibeter reißen auch erst aus, wenn die Gefahr wirk- lich überwältigend erscheint und die Gegner sich ins Auge gesehen haben. Das aber trat diesmal nicht ein. Mit der Wahl des Tälchens hatten wir das größte Glück. Zwar blieben wir noch stundenlang in Atem, erwarteten jeden Augenblick einen Schuß aus nächster Nähe. Allmählich wurden wir aber sicherer und schließlich abgestumpft, so daß wir keinen der vielen Felsvorsprünge mehr argwöhnisch ins Auge faßten, daß wir die Gewehre wegsteckten und die Tiere ganz langsam vor uns hertrieben. Und ehe es zu dämmern anfing, trällerte Me ein Liedchen dazu. Bei Nacht erst gelangten wir wieder auf die große Straße zurück. Dort stießen wir eine Stunde nach Sonnenuntergang auf zwei berittene Fan tse, die uns erkannten und mit schlecht verhaltenem Erstaunen fragten, welchen Weg wir gemacht hätten. „Die Hauptstraße," erwiderte Tsch`eng. „Habt ihr nicht unterwegs einen Reiter gesehen?" „Viele, viele, aber diese sahen uns nicht und sprachen nicht mit uns." Ich bin überzeugt, die beiden glaubten, daß übernatürliche Kräfte bei uns mit im Spiele waren. Mehrere Fan tse hatten — wie wir später hörten — den ganzen Tag über am Ende des Tales gewartet und jede Annäherung Dritter war zurückgemeldet worden. Man hätte uns spurlos verschwinden lassen können, wenn wir in die Falle gegangen wären. Nachts um elf Uhr waren wir im Gasthaus in Kue de eingetroffen. Die neu- | ||
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