National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
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Die Chinesischen Handschriften- und sonstigen Kleinfunde Sven Hedins in Lou-lan : vol.1 |
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38 | EINLEITUNG |
ansehnlichen, tuschegetränkten Überrest seiner Haarspitze bewahrend (Taf. 2,VI) —: sondern es zeigt vor allem auch der Duktus selber schon viel von der charakteristischen Wirkung dieses elastischen Geräts, wie namentlich das allmähliche Anschwellen der Linie vom Haar- zum Grundstrich und deren Unterscheidung, das scharf umbiegende oder zurückspringende Ende der Striche und nicht zuletzt das Eckigwerden der Züge überhaupt. Ein indirekter Beweis für seine Verwendung wird vielleicht auch durch die schon oben (S. 7, 29) angezogene Schreibübung (z, 31, 7, Taf. I, XXXIV) geliefert, die den berühmten Kalligraphen Chung Yu zu erwähnen scheint und also wohl eine seiner Vorlagen kopiert; denn dieser benutzte nach dem Kuang=Poh-wuh-chi einen Pinsel aus Mäusebarthaar I und wird darum schwerlich mit einem Stylus nachzuahmen gewesen sein. Auch hätten sich die hing-shu, die ts'ao-shu und vollends deren fast stenographische Nebenform, die „verrückte" (kuang) ts'ao-shu, wie sie der Chinese nennt, mit einem solchen wohl wenigstens nicht so schwungvoll schreiben lassen, wie es hier geschehen ist — wenn sie nicht, gleich der li-shu selber, überhaupt erst dem Pinsel ihre Entstehung danken.2 Bliebe jedoch noch ein Zweifel übrig, so wird er endgültig durch die (zumeist schon dem unbewaffneten Auge bemerkliche) besenförmige Spaltung und Ausfaserung der Strichenden zu einer Anzahl haarfeiner Spitzen beseitigt, die sich bereits auf jenem vermutlich ältesten Fragment wie auf vielen (oder allen) anderen findet und natürlich bloß in der Pinselschrift möglich ist.3
Ebendiese Erscheinung macht zugleich auch von vornherein selbst eine Einschränkung zugunsten des Stylus unmöglich, die man etwa aus dem nicht zu verkennenden Unterschied könnte ableiten wollen, daß ein kleiner Prozentsatz der Stücke entschieden leichter und zierlicher als der Durchschnitt geschrieben ist, und daß sich auch bei diesem wieder hier und da wohl noch eine plumpere, steifere Hand herausfinden läßt; denn da solche unzweideutige Pinselspuren auf Mustern auch der letzteren Gattung nicht fehlen, so scheint damit selbst ein Nebeneinander von Pinsel und Stylus ausgeschlossen. Der Unterschied mag also teilweise auf individueller Verschiedenheit, auf die größere oder geringere Kunst des Schreibers zurückzuführen sein, und um so eher vielleicht, als eine ähnliche Beobachtung ja auch vom Stil der Dokumente gelten darf, die neben klassisch angehauchtem zuweilen auch ein ziemlich mangelhaftes Chinesisch aufzuweisen scheinen: Schriftstücke Eingeborener vielleicht. Bei einigen aber, und gerade bei jenen eleganteren, liegt doch wohl ein wirklicher Fortschritt, eine zeitliche Entwicklung vor. Denn ich stehe nicht an, zum mindesten
lt - 17 A 1 , . KwPWCh. 30, 6a (nach dem Pih-sui).
2 Vgl. Edkins, Introduction to the study of the chin. characters, S. 148; v. d. Gabelentz, Chin. Gramm. S. 46, § 127.
3 So bei 7 , r4, A. auf r, r; bei A, auf r, 4; bei auf r, 8, r, II; bei .it auf r, Io;
bei 4jt auf 1, 12; bei ÿ auf r, 14; bei .-, w auf r, 35, 1 — um nur ein paar besonders deutliche Beispiele dafür herauszugreifen.
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