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Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 | |
絹織物の美術史 : vol.1 |
und Rundschild bewehrt, Jäger zu Fuß und von Hunden umgeben, sind im Kampf mit Löwen, Wildschweinen, Hirschen und anderem Getier dargestellt. Kleine Bäume deuten an, daß die Jagd im Wald sich abspielt. Das Muster, an den Rändern jedes Streifens ohne Rücksicht auf die Rapportvollständigkeit abgeschnitten, wiederholt sich in Reihen überein; ander, senkrecht zur Schußfadenrichtung. Da jede Symmetrie und deutliche Scheidung der Reihen untereinander vermieden ist, ergibt sich das in der Weberei ungewohnte Bild eines bewegten Getümmels. Die Stoffe sind in Ripsbindung zweifarbig, gelb auf braun oder grün auf rot gewebt. Wenn die Figuren eckig und verzerrt erscheinen, so liegt das an dem rauhen Wollmaterial und dem kleinen Maßstab, weniger am Stil und Können der Musterzeichner. Die Darstellung ist voll Leben; Haltung und Bewegung von Mensch und Tier ausdrucks, voll. Formal und inhaltlich stehen die Jagdbilder auf dem Boden der Antike; kein Motiv, keine Einzelheit verrät orientalischen Einfluß. Für Bekleidungszwecke können solche Woll, stoffe wegen der breiten Querstreifen nicht gedient haben ; daher auch ihr seltenes Vorkom, men in den Gräbern. Einen Hinweis auf ihre Verwendung als Bezugstoffe von Polstern gibt der früher nach dem Kaiser Alexander Severus benannte Marmorsarkophag im Kapi, tolinischen Museum; sein Deckel ist als Kline gestaltet, auf deren Kissenbezug Jagdbilder mit ungemusterten Streifen abwechseln.1) Es ist ganz klar, daß hier ein ähnlicher Jagdstoff dargestellt werden sollte. So alt wie der Sarkophag sind unsere ägyptischen Wollstoffe zwar nicht, doch können sie wohl ins 5. Jahrhundert zurückreichen. Ihre freie, sozusagen land, schaftliche Musteranordnung ähnelt den ältesten figürlichen Seidengeweben griechischer Arbeit im Domschatz zu Sens (vgl. Abb. 52, 53), die etwa um das Jahr 400 anzusetzen sind. Schwerlich war diesem Zweig antiker Wollweberei eine lange Dauer beschieden; da nach, antike Überreste nicht mehr zum Vorschein kamen, ist zu vermuten, daß die wachsende Ausdehnung der Seidenkunst im 6. Jahrhundert sein Ende herbeigeführt hat.
1) Abgeb. A. Riegl, Spätrömische Kunstindustrie fig. 13.
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