国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
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Indische Palaste und Wohnhauser : vol.1 | |
インドの宮殿と住居 : vol.1 |
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Breiträume aus Kuppelquadrat mit Halbachteckenden stehen diagonal um einen kleinen mittleren Kuppelraum. Die Südostbastion zeigt als Nebeneingang wieder ein anderes, sehr gekünsteltes Planbild mit Kuppelräumen, die durch Gänge verbunden sind, alles auf eine diagonale Durchgangsachse bezogen. Bastionen und Torbau haben Obergeschosse, die von der Dachplattform der Flügel betreten werden können. Über dem Tor gruppierten sich die Räume um einen kleinen Hof, den die verschwundene Decke des mittleren Torraumes trug. Der Mittelraum öffnet sich in den beiden Dschharokas und einem großen vergitterten Kielbogenfenster nach außen.
Das Ganze ist nichts anderes als ein Karawanserai, wie sie in Persien üblich sind, selbstverständlich ohne die für diese nötigen Stallgänge. Persisch ist, wie gesagt, die strenge Symmetrie, der Achsenfanatismus und die Freude
an der, ich möchte sagen, ornamentalen Wirkung des Planbildes, die sich in den Grundrissen der Bastionen kundgibt. Der wölbende persische Maurer, der sich seine Räume aus der Masse des Baues ausgehöhlt denkt, kommt zu solchen spitzfindigen Lösungen, die dem seinen Bau Durchwandelnden erst klar werden, wenn er sich den Grundriß aufzeichnet.
Die Villa in der Hofmitte ist ein Bau indischer Art (Tafel 27 unten). Vier dreijochige Tibaris öffnen sich zwischen quad ra tischen Eckräumen nach allen vier Seiten als Vorhallen des rechteckigen Mittelsaales. Enge "Treppen führen in den Mauern zu den Obergeschoßräumen der zweistöckigen Eckteile und zum flachen Dach, auf dem sich zwei kleine, einräumige Aufbauten er-lieben -- also wieder der Stufenbau. Die Stützen der Tibarihallen sind in indischer Weise liintereinandergeschaltete, vierkantige, steinerne Doppelpfosten,
die das steinerne Gebälk tragen. Alle Räume des aus dein braun
gelben Sandstein von Khattu in Marwar aufgeführten Gebäudes sind mit Steinbalken flach gedeckt. Konsole, holzmäßig aus Stein gefügt wie die des Dschehangiri Mahal in Agra, stützen den umlaufenden, weit ausladenden Tschhadscha. Der kleine Bau, der sich inmitten des einst vielleicht als Schmuckgarten angelegten Hofes erhebt, ist eine Baradari, ein freistehendes Wohnhaus, und zwar eine im wahren Sinne des Wortes, da sich auf jeder Seite drei Eingänge auftun — die drei Joche der Tibaris — im ganzen also zwölf. Dieser Gebäudetypus ist in Indien seit alters heimisch. Die den Raths des Dharmaradscha und des Bhima in Mahawellipur zugrunde liegenden Wohnbauten sind solche Baradaris mit vier Säulenhallen zwischen Eckräumen. Mit seinem straff gefugten Aufbau ist das kleine Bauwerk ein prächtiges Stück akbarischer, insbesondere radschputisch gerichteter Architektur trotz des Verzichtes auf reichen plastischen und ornamentalen Schmuck.
Der ganze Palast war anscheinend für den Kaiser und sein Senana bestimmt. Eine Scheidung in Mardana
und Senana ist nicht vorhanden. Roe schildert uns die Audienzen, die Dschehangir in einem Dschharoka des Tor-
baues sitzend erteilte. Unter dem Erker war eine Estrade
aufgebaut, auf dem die zum Empfang Befohlenen hinaufsteigen mußten, um mit dem Sultan sprechen zu können.
Mit trockenem Humor erzählt der Engländer, wie die
Damen des Senana durch die Rohrgitter eines Fensters mit den Fingern Löcher gebohrt hätten, um sich kichernd
den Fremden anzusehen. Sie können also wohl nur im anderen Erker gesessen haben. Von hier sah Dschehangir auch den Elefantenkämpfen und Hinrichtungen zu. Es muß sich also im Westen vor dem Palast ein umschlossener Hof befunden haben, der Ställe, Räume für die Dienerschaft und das übrige Gefolge enthielt. Heute ist davon nichts mehr zu sehen. Wo sich die feuchtfröhlichen Szenen abspielten, in denen sich der „Schatten Gottes" menschlich
allzu menschlich vor seinem englischen Gast aufführte, läßt sich nicht sagen. Daß der Kaiser die Genossen seiner Zechereien in das Schloß, also in das Se-nana, hätte kommen lassen, ist kaum anzunehmen.
Unweit von Akbars Mausoleum in Sikandra bei Agra steht ein Bauwerk, das das Grab seiner Hauptgemahlin Miriam es-Samami enthält. Es ist bekannt als die Baradari des Sikandar Lodi, des bedeutendsten Fürsten der afghanischen Dynastie der Lodi, der Baber in der Schlacht bei Panipat ein Ende machte. Abb. 32 gibt das Gebäude in Plan und Schnitt. Es breitet sich über quadratischer Grundfläche eingeschossig aus. Vier Gänge schließen den Baukörper auf und scheiden neun in sich geschlossene Raumgruppen — in vollkommener vierseitiger Symmetrie. Die Eingänge liegen in den Achsen und führen durch erhöhteLiwanportale ins Innere. Alle Raumgruppen — bis auf die mittlere — öffnen sich wie die
Gänge nach außen, so daß der Wind, komme er von welcher Seite er wolle, ungehinderten Zutritt in den völlig iiberwölbten Bau mit seinen siebenundvierzig Zimmern und Hallen hat. Man konnte jederzeit in einem der Liwane auf der Schattenseite in bewegter Luft sitzen und in den umgebenden Garten blicken, in dessen Mitte sich die Bara-dari erhob. Bei großer Hitze zog man sich in das dämmerige innere zurück, wo auch das Auge von dem schmerzenden Glast eines indischen Sommernachmittags verschont blieb. Nach Sonnenuntergang stieg man auf die flache Dachterrasse, auf der acht erhöhte Tschhatris, vier in den Achsen, vier in den Ecken, luftige Sitzplätze boten, wenn man nicht vorzog, sich auf der großen Plattform in der Mitte, dem Tschabutra, niederzulassen.
Das Gebäude ist also in der Tat eine Baradari — ein freistehendes, vierseitig symmetrisch ausgebildetes Gartenhaus, und denkt man sich den jetzt zerstörten viereckigen Garten, von Mauern mit Achsenportalen umgürtet dazu, so hat man dasselbe Planschema, wie es dem Palast Akbars in Adschmir zugrunde liegt und wie es in der
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Abb. 32. Baradari des Sikandar Lodi in Sikandra bei Agra.
Grundriss und Schnitt. Aufn. Reuther.
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