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0016 Baukunst und Landschaft in China : vol.1
中国の建築と風土 : vol.1
Baukunst und Landschaft in China : vol.1 / 16 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000203
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schlossen sich beide Empfindungen zu einem Ganzen quer über China hinweg als eine Art geistiger Achse, und der Gedanke erhielt seinen eigenen Reiz dadurch, daß der Yangtze selbst es ist, der diese Verbindung in natürlicher Weise auch äußerlich herstellt. Denn unweit des Omi shan fließt er vorbei, und Pütó liegt nicht weit von seiner Mündung entfernt.

Bergklöster, Höhlentempel und Felsenskulpturen findet man in ganz China überall an hervorragenden und geeigneten Punkten. Religiöse Bedeutung der Landschaft deckt sich mit ihrer Schönheit und mit dem Nutzen, den die Natur den Menschen gewährt. Natürliche Felsenhöhlen benutzte man mit Vorliebe zur Anlage solcher Tempel, denn in jenen offenbarte sich die Gottheit unmittelbar. Im großen Kalksteinmassiv des Mien shan, der aus dem weiten Lößgebiet des Nordens in der Provinz Shansi herausragt, öffnet sich am Ursprung eines seltsam feierlichen Tales eine solche riesige Höhle und bietet Platz für mehr als dreißig Tempelgebäude, die alle im Schutze der überhängenden Felsplatte liegen. Das ist das größte Heiligtum des Gebirges und ein Wallfahrtsort für die Pilgerscharen, die den Göttern und deren verborgenen Wohnstätten selbst sich nahe wissen, wenn sie der merkwürdigen Schönheit einer erhabenen Natur gegenüberstehen. »Der Himmel gebar den gewaltigen Felsen. Und in sich birgt er den uralten Buddha. Die Erde barst zur heiligen Höhle. Und hierher pilgern von ferne die Menschen.« Die geheimen Kräfte der Berge holte der Buddhismus aus ihnen heraus, machte sie deutlich in gemeißelten Götterfiguren und schuf die Tausend-Buddha-Felsen. An Punkten, die der Landschaft, einem Flußlaufe oder einer Landstraße ihr Gepräge geben, thronen diese Felsen-Buddhas oft in riesiger Zahl und Größe. Gegenüber der Stadt Kuangyüan ist auf dem jenseitigen Ufer des Flusses in einen Felsen der Große Buddha mit Begleitern eingemeißelt. Nun blickt dieses Bild der Ewigkeit zu der Stadt hinüber, die in seinem Banne steht, sich in ihm spiegelt und von ihm den Geist des Berges, die heilige Kraft empfängt. Dies ist der Sinn solcher Felsenbilder : Sichtbarmachen göttlicher Kraft, Heiligung der Umgebung und Rückstrahlung aus den Herzen der Menschen und aus ihrer Hände Werk, durch das sie die Gottheit preisen.

Höhlen bevölkerte man mit Geistern und Heiligen. Das Schriftzeichen für Geist ist zusammengesetzt aus den Zeichen für Berg und Mensch. Und es ist ein uralter, oft wiederhoher Ausspruch über viele berühmte Männer : »An seinem Lebensabend, als er seine Pflicht getan, ging er in die Berge und wurde ein Geist«. Die Priester, die so tief in die Seele der Natur hineinsehen, suchten als Stätten für ihre Klöster die schönste Lage aus und statteten sie mit wahrer Innerlichkeit aus. Fern von jedem Lärm der Welt verlebt man Stunden der Weihe dort, wo es geschrieben steht: »Die Wasser rauschen ringsumher, die Berge bilden einen Kranz, die Heiligen wünschen hier zu weilen. / Der Mond scheint hell, der Wind weht rein, die Weisen denken hier tiefe Gedanken.«

Der hohe Geist berühmter und verdienter Männer ist unmittelbarer Ausfluß der Natur, stammt vor allem aus der Stätte ihrer engeren Heimat. Das Wirken jener Männer vermählte sie wiederum mit dem Schauplatz ihrer Tätigkeit. Wenn diese dem weiteren Lande zugute kam, wie bei Staatsmännern und Feldherren und Dichtern, war es das ganze Vaterland, das sich des segensreichen und dauernden Einflusses jener Heroen bewußt blieb. Sie wurden zu Halbgöttern erhoben, man errichtete ihnen Baudenkmäler und ehrte dadurch äußerlich ihr Gedächtnis, verband aber zugleich ihren Geist dauernd mit der Umgebung. Mit richtigem Gefühl sind solche Bauten immer an den richtigen Platz gestellt und wurzeln im Boden selbst. Steintafeln mit Inschriften und Gedächtnistore begleiten Wege und Straßen, Ehrentürme betonen Stadtmauern und hohe Punkte, Gedächtnis- und Familientempel liegen versteckt im Häusermeer der Städte, treten mehr hervor in kleinen Orten, auf dem flachen Lande, beherrschen oft auf Hügeln oder hohem Flußufer das Bild der

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