国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
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Meine Tibetreise : vol.2 | |
私のチベット旅行 : vol.2 |
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hatten, sondern, wie sie gekleidet, in tibetischem Kaftan. Nur mit meiner
Kopfbedeckung war Frau Dyentsen noch nicht zufrieden, und sie schenkte mir
deshalb eine der hübschen, spitzen, mongolischen Mützen, die mit weißem Fell-
besatz von den in ganz Zentralasien so hochgeschätztere Zickchen aus Lhasa
verbrämt war. In der kleinen Yurte saßen wir recht eng und knapp beisammen,
aber vollends fühlte ich mich beengt, als Frau Dyentsen mich auf meine Religion
zu prüfen begann. Wahrlich, diese Frau hatte alles Zeug zu einer Missionarin.
Ich muß den englischen und skandinavischen Missionsdamen , denen ich in
China begegnet bin, gestehen, daß keine von ihnen solch eifrige Bekehrungs-
versuche an mir gemacht hat wie diese buddhistische Mongolin! Es war sogar
sehr schwierig, das Thema auf einen, Mongolenfrauen sonst so sehr interessie-
renden Butterhandel zu bringen. Ich brauchte noch einen Zentner Butter für
mich und meine Leute, der mir denn auch nach einiger Zeit in verschiedene
Kuh- und Schafmägen verpackt vorgewogen wurde.
Mit Stolz erklärte auch Frau Dyentsen einige Buttermägen für zwei Jahre
alt, gleichsam als wollte sie sagen, es ist bei uns nicht wie bei armen Leuten,
wo man alle Jahre seinen Buttervorrat aufbraucht. Die frische Butter wurde
mir aber doch mit fünf chinesischen Pfund für 1 Tael etwas teurer verkauft als
die alte abgelagerte, die mit ihrer ranzigen Schärfe von den Asiaten ebenso-
wenig hochgeschätzt wird wie von uns1).
Während des Butterhandels stellten sich die übrigen Familienmitglieder
ein, auch Dyentsens fünfzigjährige Mutter mit ihrem zweijährigen „braun"-
gelockten Enkel auf dem Arm. Während aber die beiden verheirateten Mongolen-
frauen bei dem Butterhandel das erste Wort hatten, durfte das kleine, etwa
sechzehnjährige Schwesterchen Dyoba Dyentsens immer nur verstohlen durch
die Ritzen und Löcher in der Filzwand der Yurte hereinschauen. Als Unver-
heiratete trug sie ihr schwarzes, von Butter glänzendes Haar nach tibetischer
Art in zahllose kleine Zöpfchen geflochten. Von den Scheitelhaaren hing ihr,
wie allen unverheirateten Mädchen in Barun, ein 1 m langer, roter Tuchstreifen
von 8 cm Breite herab, auf den eine Kette von dicken, weißen, rundgeschliffenen,
über Lhasa eingeführten Muschelschalen aufgenäht war. Schwere silberne
Ohrringe zogen der Kleinen die Ohrläppchen lang, ein bis an die Knöchel
reichender Pelzrock, den an den Hüften ein Gürtel zusammenhielt, war ihre
Kleidung.
Dyentsens Yurte hatte keine fünf Meter im Durchmesser. In der Mitte stand
das leichte eiserne Dreifußgestell, unter dem ständig ein kleines Feuer brannte.
Ganz wenige Kisten und Ledersäcke mit Kleidern und dem Gerstenvorrat der
Familie, das Butterfaß, ein paar Spindeln, die kleine steinerne Handmühle
reihten sich an den Wänden entlang. Namentlich war dort auch ein sehr ge-
schätztes Möbel, die Schnapsdestille. Es ist das ein großer eiserner Kochtopf.
Auf seinen fest aufsitzenden Deckel wird ein etwa 70 cm langes, gebogenes und
durch eine Wollumwicklung gedichtetes Holzrohr aufgesetzt und durch dieses
der Schnaps überdestilliert. Auch Frau Dyentsen versteht es meisterlich,
kräftigen mongolischen „Aker", einen klaren Stutenmilchschnaps, zu bereiten.
Sie behauptete, ihr Rezept sei lediglich folgendes : Einige Tage alte Stutenmilch
wird, nachdem sie schon übergegangen, in den eisernen Kochtopf geschüttet.
1) Man gibt sie gerne den Dienstboten, da diese von der ranzigen weniger essen.
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