国立情報学研究所 - ディジタル・シルクロード・プロジェクト
『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

> > > >
カラー New!IIIFカラー高解像度 白黒高解像度 PDF   日本語 English
0014 Meine Tibetreise : vol.2
私のチベット旅行 : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / 14 ページ(カラー画像)

New!引用情報

doi: 10.20676/00000264
引用形式選択: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR読み取り結果

 

 

fi

OE

3

~

hatten, sondern, wie sie gekleidet, in tibetischem Kaftan. Nur mit meiner

Kopfbedeckung war Frau Dyentsen noch nicht zufrieden, und sie schenkte mir

deshalb eine der hübschen, spitzen, mongolischen Mützen, die mit weißem Fell-

besatz von den in ganz Zentralasien so hochgeschätztere Zickchen aus Lhasa

verbrämt war. In der kleinen Yurte saßen wir recht eng und knapp beisammen,

aber vollends fühlte ich mich beengt, als Frau Dyentsen mich auf meine Religion

zu prüfen begann. Wahrlich, diese Frau hatte alles Zeug zu einer Missionarin.

Ich muß den englischen und skandinavischen Missionsdamen , denen ich in

China begegnet bin, gestehen, daß keine von ihnen solch eifrige Bekehrungs-

versuche an mir gemacht hat wie diese buddhistische Mongolin! Es war sogar

sehr schwierig, das Thema auf einen, Mongolenfrauen sonst so sehr interessie-

renden Butterhandel zu bringen. Ich brauchte noch einen Zentner Butter für

mich und meine Leute, der mir denn auch nach einiger Zeit in verschiedene

Kuh- und Schafmägen verpackt vorgewogen wurde.

Mit Stolz erklärte auch Frau Dyentsen einige Buttermägen für zwei Jahre

alt, gleichsam als wollte sie sagen, es ist bei uns nicht wie bei armen Leuten,

wo man alle Jahre seinen Buttervorrat aufbraucht. Die frische Butter wurde

mir aber doch mit fünf chinesischen Pfund für 1 Tael etwas teurer verkauft als

die alte abgelagerte, die mit ihrer ranzigen Schärfe von den Asiaten ebenso-

wenig hochgeschätzt wird wie von uns1).

Während des Butterhandels stellten sich die übrigen Familienmitglieder

ein, auch Dyentsens fünfzigjährige Mutter mit ihrem zweijährigen „braun"-

gelockten Enkel auf dem Arm. Während aber die beiden verheirateten Mongolen-

frauen bei dem Butterhandel das erste Wort hatten, durfte das kleine, etwa

sechzehnjährige Schwesterchen Dyoba Dyentsens immer nur verstohlen durch

die Ritzen und Löcher in der Filzwand der Yurte hereinschauen. Als Unver-

heiratete trug sie ihr schwarzes, von Butter glänzendes Haar nach tibetischer

Art in zahllose kleine Zöpfchen geflochten. Von den Scheitelhaaren hing ihr,

wie allen unverheirateten Mädchen in Barun, ein 1 m langer, roter Tuchstreifen

von 8 cm Breite herab, auf den eine Kette von dicken, weißen, rundgeschliffenen,

über Lhasa eingeführten Muschelschalen aufgenäht war. Schwere silberne

Ohrringe zogen der Kleinen die Ohrläppchen lang, ein bis an die Knöchel

reichender Pelzrock, den an den Hüften ein Gürtel zusammenhielt, war ihre

Kleidung.

Dyentsens Yurte hatte keine fünf Meter im Durchmesser. In der Mitte stand

das leichte eiserne Dreifußgestell, unter dem ständig ein kleines Feuer brannte.

Ganz wenige Kisten und Ledersäcke mit Kleidern und dem Gerstenvorrat der

Familie, das Butterfaß, ein paar Spindeln, die kleine steinerne Handmühle

reihten sich an den Wänden entlang. Namentlich war dort auch ein sehr ge-

schätztes Möbel, die Schnapsdestille. Es ist das ein großer eiserner Kochtopf.

Auf seinen fest aufsitzenden Deckel wird ein etwa 70 cm langes, gebogenes und

durch eine Wollumwicklung gedichtetes Holzrohr aufgesetzt und durch dieses

der Schnaps überdestilliert. Auch Frau Dyentsen versteht es meisterlich,

kräftigen mongolischen „Aker", einen klaren Stutenmilchschnaps, zu bereiten.

Sie behauptete, ihr Rezept sei lediglich folgendes : Einige Tage alte Stutenmilch

wird, nachdem sie schon übergegangen, in den eisernen Kochtopf geschüttet.

1) Man gibt sie gerne den Dienstboten, da diese von der ranzigen weniger essen.

4