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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0242 Meine Tibetreise : vol.2
私のチベット旅行 : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / 242 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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ein enges „Tal im Tale" beschränkt und degradiert. Auf den Talterrassen über ihm machen sich Felder und Höfe breit, und Büsche und Hecken scheiden die einzelnen Äcker. Der Pflanzenwuchs — Mitte April freilich auch hier im Süden (in der Breite von Unterägypten) noch immer im Winterschlaf — war, entsprechend der geringeren Höhenlage von 3500-3300 m, reich, ja üppig, verglichen mit dem, was ich kurz zuvor durchmessen hatte. Die nach Süden abdachenden Talseiten bekleideten dichte Grasweiden bis fast zu den Gipfeln hinauf. Alle nach Norden gerichteten Talwände aber deckten finstere Fichtenhochwälder mit wildem und wirrem Unterholz, herrliche Schlupfwinkel für kleine und große Buschklepper, so daß ich froh war, hier die Chinesen als wirkliche Herren zu wissen. Nach den langen Ritten, die ich mit der gespannten Büchse im Arm gemacht hatte, fühlte ich mich wie in Abrahams Schoß geborgen.

Scharf geschnittene Waldschluchten führen vom Wege aus nach Süden. Durch alle größeren winden sich Pfade ins parallele Dsa tschü-Tal zu den Tschantui. „Vor zwei Jahren noch , ehe unser jetziger ,da jen' nach Hor Tschanggu kam, konnte man nicht so ruhig auf dieser Straße reisen," belehrten mich die Soldaten. „Die Tschantui vom Süden und die Khorgan und Loko vom Norden überfielen jeden Warenzug. Jeden Monat gab es Tote. Aber Wu da jen hat eine eigene Miliz begründet, hat überall Agenten und einheimische Wachen aufgestellt, die jede Annäherung verdächtigen Gesindels durch Feuer- und Rauchzeichen melden. Weder die Tschantui noch die ngGolokh-Khorgan wagen mehr einen Handstreich." Wie ich freilich ein anderes Mal erfuhr, war seit dem letzten größeren Überfall noch nicht ganz ein Jahr verflossen. Siebzig Maultiere waren damals samt ihren Lasten ins ng Golokh-Land weggetrieben worden. Nicht bloß die Khorgan, durch deren Land ich 1904 gekommen war, sondern auch die Ngaba-Räuber waren hier wohlbekannt.

Am 16. April kehrte ich in Gendu ein, einem Dörfchen, das — wie in seinem Namen ausgedrückt ist — an der Mündung des Gen tschü liegt 1). Der Ort liegt 40 m hoch über dem Fluß auf einer Terrasse, die Raum für einige hundert Meter breite Gersten- und Weizenfelder läßt. Die Tibeter pflügten gerade. Sie hatten zwei Yakbastarde vor den Pflug gespannt. Sie gebrauchten dabei aber nicht das chinesische kleine Kummet und den Schulterzug ihrer Tiere, sondern hatten die beiden Tiere gemeinsam in ein hinter den Hörnern durchlaufendes Joch gezwungen, woran das sehr schwere und plumpe Pfluggestell angehängt war. Die Pflugschar allein war aus Eisen. Sie war nach der üblichen nordchinesischen Schablone klein, lanzettförmig, 12 cm breit und ritzte in horizontaler Lage den Boden. Da diese Pflüge ursprünglich wohl nur für leichte Lößböden berechnet waren, so ist der Vertikalarm, an dessen Spitze die Pflugschar aufgesteckt wird, bei den tibetischen Pflügen und auf deren schwereren Böden unverhältnismäßig schwer und bis 30 cm dick geworden. Aber auch so wird nie tief gepflügt.

Das Erscheinen des Ya men-Sekretärs hatte meine Hsi ning-Leute wie verwandelt. In Gendu angekommen, hoben sie mich wie ein Ei ohne Schale vom Pferde, griffen mir unter die Arme, als könnte ich ungestützt keinen Schritt mehr tun und schleppten mich dienstbeflissen die breite Holztreppe hinauf

1) Die Endung „ndu" entspricht der chinesischen Ortsbezeichnung „k`ou" wie

in Han kou. Was im oberen Yang tse-Tal „mda" wie Lamda oder „ndo" ausgesprochen wird, klingt oft auch wie „ndu".

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