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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0065 Meine Tibetreise : vol.2
私のチベット旅行 : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / 65 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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dem ich also überfallen wurde — in NO—SW-Richtung ihrem großen Ziele, Lhasa, zustrebt. Damit wurde für mich zugleich sicher, daß die hohe Schneegipfelreihe, die ich im Norden vor mir hatte, zum Marco-Polo-Gebirge gehörte, d. h. der östliche Teil des sogenannten „Arka tagh" oder „hinteren Gebirges" war, das uns durch den Schweden Hedin bekannter geworden ist.

Wir hatten noch viel Mut. Da im Norden die Gipfelreihe des Marco Polo-Gebirges tiefe Einsattelungen zu haben schien, so verließen wir bald wieder die Straße der Goba, um einen direkten Weg nach Norden zu den TädschinärMongolen zu finden. Um so vertrauensvoller schlug ich diese Richtung ein, da auf allen meinen Karten, selbst auf der aus dem Stieleratlas, in dieser Gegend ein Taldurchbruch durch das Gebirge — wenn auch gestrichelt, d. h. als unsicher — eingezeichnet war.

Das Marschieren wurde uns am zweiten Tage noch viel saurer. Auch die Wirkung der dünnen Luft, die wir reitend nie sehr empfunden hatten, machte sich jetzt unangenehm bemerkbar. Der größte Teil meiner Leute klagte über Schwindel und Kopfschmerzen, bei einigen trat die Bergkrankheit mit Erbrechen ein, und ich selbst brach einmal bewußtlos zusammen. Die wenigen Sachen, die sich meine Leute aus den Tauschartikeln, die wir nicht mitnehmen konnten, ausgesucht hatten, wurden wie Ballast eines Luftschiffers zu ersehnter Erleichterung weggeworfen und bezeichneten den Weg, den wir zogen. Wir hatten uns alle viel zu viel aufgebürdet.

Auch den dritten Tag der Retraite zogen wir langsam über Täler und Kalksteinplatten aufwärts. Alle paar hundert Meter blieben mir meine Leute liegen, um nach Luft zu schnappen. Die Höhen nördlich der großen Ebene waren erstaunlich sandig. Hänge wie Talsohlen waren mit Dünen bedeckt und nur ein ganz dünnes Gräschen deckte wie ein spärlicher Flaum den Erdboden.

Kaum hatten wir am Abend Lager geschlagen, da begann es wieder zu regnen, bald ging der Regen in Schnee über, und schwerer und schwerer drückte die Schneelast auf unsere Decken. Maulwurfshügeln ähnlich lagen wir unter unseren dünnen Filzen im Schnee. Keiner mag mehr ein Glied rühren. Auch die Hunde, die tagsüber je ein paar hundert Patronen schleppen, haben sich im Schnee müde zusammengerollt und spüren wenig Lust, auf das heisere Maunzen einiger Wölfe zu antworten, die ganz nahe uns umkreisen. Die sechs Yak liegen unangepflöckt um uns her. Sie rühren sich nicht. Höher und höher schichtet sich auf ihnen wie auf uns der nasse kalte Schnee. Nur ein Seufzen unterbricht hier und da die Totenstille.

Am Morgen, am 19. September, maß ich 25 cm Schnee. Wir Menschen hatten kein Brennmaterial und die matten Yak hatten vergeblich nach etwas Freßbarem gesucht. Sie liegen stumpfsinnig im Schnee neben uns am Bachrand. Durchfroren, zähneklappernd, völlig durchnäßt von dem durch die Körperwärme aufgetauten Schnee suche ich, sobald es endlich Tag geworden, meine Begleiter zum Weitermarsch zu bewegen. Doch vergeblich! „Mo fa!" (Nichts zu machen!) bekomme ich als einzige Antwort. Fatalistisch geduldig, stumpf hocken sie im Schnee und kochen endlich mit den paar Würzelchen, die noch vom Abend vorher übrig sind, ein paar Tassen lauen teeigen Wassers. Ich rechne ihnen vor, daß, wenn wir so langsam marschieren, wie wir in diesen zwei Tagen marschiert sind, wir unmöglich in einem Monat aus der Einöde hinausfinden. Und womit sollten wir denn dann in diesem kahlen, allen Lebens

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