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0380 Meine Tibetreise : vol.2
私のチベット旅行 : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / 380 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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Gesicht 1). Je höher ich drüben stieg, desto reiner wurden die Lößmengen.

Bei Lao tschai ni, einem Chinesenort, 3015 m hoch, hatte ich bereits ein echtes

Lößdorf und Höhlen im Löß erreicht. 4 km weiter, nur 250 m niedriger, liegt

die Handelsstadt Tao tschou, das tibetische Batse.

Es war neun Uhr und Nacht geworden, als ich mit Müh und Not die Stadt

erreichte und „Or gen", die zweite Nachtwache, war längst vorüber, bis der

geplagte Tsung ye, der in der Dunkelheit vom Wege abgekommen war, mich

aufgestöbert hatte. Lange vorher hatten mich die freundlichen Mitglieder der

„Christian and missionary alliances", die Amerikaner Mr. und Mrs. Ruhl und

Mr. und Mrs. Simpson, gefunden und zum Abendessen in ihrem neuen Heim

geladen, in dem das erstere Ehepaar tibetische, das zweite chinesische Missions-

arbeit betrieb. Mein Aufenthalt in der Grenzstadt währte vom 9. bis 23. Sep-

tember und wurde durch die große Gastfreundschaft der Missionare verschönt,

die nicht ruhten, bis ich am dritten Tage aus meinem schmierigen Gasthaus in

ihr Heim vor der Stadt übergesiedelt war. Inzwischen hatte ich die Karawane

aufgelöst, die Diener und Eskorte entlohnt und dem geplagten Wang Tsung ye

und seinen Leuten außer Geld und Lebensmitteln ein Maultier und drei

Pferde geschenkt. Nie hatte ich so anstellige und diensteifrige Begleiter

gehabt wie auf dieser Reise. Als der Tsung ye sich verabschiedete, ging ein

Strahlen über sein ganzes Gesicht, und ich fühlte mit ihm die Erleichterung, daß

er mich trotz meiner Seitensprünge glücklich am Bestimmungsort abliefern

konnte. Zwei weitere Maultiere verkaufte ich hier, und nur Brdyal und sechs

Vierfüßler verblieben noch. Das große Gepäck besorgte ein Maultierhang an

meine Sammelstelle in Lan tschou fu, meine Zeit aber war ausgefüllt mit Ordnen

der Tagebücher und mit dem Entwickeln der photographischen Aufnahmen.

Nur wenig über 400 Platten waren auf der letzten Reise gelungen, 11/2 Kisten

(420 Stück) waren durch Wasser vernichtet, 280, alle, die mit der Polyskop-

kamera aufgenommen waren, hatte eingedrungenes Licht verdorben. Die

Schrauben und Schraubenlöcher des kleinen Stereoapparats waren den harten

und unaufhörlichen Stößen der Reise zu Pferd nicht gewachsen. Leider gingen

mir damit gerade alle die Aufnahmen verloren, die das Volksleben Innertibets

darstellten und die ich insgeheim, ja manchmal unter Lebensgefahr gemacht

hatte.

Die Altstadt Tao tschou, die „tschiu tsch`eng" (tibet. kurzweg : Batser oder

Watsi = Stadt, ein ursprünglich mongolisch-türkisches Wort), liegt in einem

Talgrund zwischen flach ansteigenden terrassierten Höhen aus tertiären Resten

und roten Tonen mit einer mäßig dicken LöBdecke darüber. Folgt man dem

wasserarmen Bach des Tales, so erreicht man nach 7 km beim Dorfe Latsak

und bei Yang ba tsch`eng den Tao ho. Die Stadt hat starke Mauern, deren

Umfang aber längst zu klein geworden ist, so daß sich die Häuser nach allen

Seiten über das ursprüngliche Mauerviereck hinausziehen (Tafel LXVII). Sie ist

Militärstation und Sitz eines Kapitäns. Der Tschou des Bezirks wohnt 60 Li

abseits, ostwärts in Tao tschou-Hsin tsch`eng, der Neustadt, die aber an Be-

deutung die Altstadt lange nicht erreicht; doch ist in ihr auch der Distriktsoberst

1) Die Grenze der Verbreitung des nordchinesischen zweirädrigen Pferdekarrens zieht von hier entlang dem Bergland, das ich soeben überschritten hatte, nach Osten und bleibt immer nördlich der Tsing ling-Pässe im nordchinesischen Lößland. Ganz Se tschuan und Kuei tschou, Hu nan und große Teile von Hu pe kennen ihn nicht.

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